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Geschichte meines Maultieres   

 
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Beate
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Anmeldungsdatum: 26.02.2004
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BeitragVerfasst am: 05.11.2005, 22:30    Titel:   Antworten mit Zitat

...hab' mir gedacht, ich fange hier mal einen neuen Thread an, in dem Jeder die Geschichte seines eigenen Tieres aufschreiben kann.
Auf los geht's los! Wer macht den Anfang??

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Schwimm' gegen den Strom; denn nur an der Quelle kannst Du den Lauf des Flusses verändern!
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Uta
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Anmeldungsdatum: 12.10.2005
Beiträge: 98

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BeitragVerfasst am: 07.11.2005, 22:37    Titel:   Antworten mit Zitat

Schon interessant, dass hier so lange niemand antwortet. Ich hätte eigentlich erwartet, hier ganz schnell spannende Geschichten zu lesen... @ beate: Du hättest natürlch auch selbst eins Deienr langohren vorstelen können, ich kenne die geschichten noch nicht!Aber wenn sich sonst niemand traut, erzähle ich halt ein bisschen von Jule.
Jule ist eine Fjord-Mulistute und 8 Jahre alt. Ich weiß nicht ganz genau, seit wann sie hier bei Vierhaus steht, nur dass sie als ...hm... verdorbenes (?) Muli kam und hier eine Art letzte Chance bekommen hat. Über ihr Vorleben ist mir erzählt worden, jemand hätte nach Parelli mit ihr gearbeitet und dabei muss wohl einiges schiefgegangen sein. Beates Berichte vom Kurs fand ich deshalb sehr interessant und es scheint es mir immerhin möglich zu sein, dass zu viel oder falscher Druck bei einem sensiblen Tier viel kaputtmachen kann. Aber weil ich in Jules Jugend nicht dabei war und auch von Parelli nur das weiß, was ich hier im Forum lese, halte ich mich mit weiteren Vermutungen zurück. Fam. Vierhaus hat ja zum Glück aus Jule wieder ein nettes Muli gemacht.
Nur ein Beispiel von Jules "schlechtem" Verhalten: Mittlerweile kann ich sie im Roundpen gut freilaufen lassen und auch von mir wegtreiben, die Vertrauensbasis steht da relativ sicher. Früher war das einer der Punkte, an dem sie den Schalter auf „Strom“ umlegte und aufgeregt prustend rannte, rannte, rannte und sich kaum mehr fangen ließ.
Da ich am Anfang der Reitbeteiligung noch sehr, sehr unerfahren war (sitze jetzt noch keine 2 Jahre wieder im Sattel nach 17 Jahren Pause) und Jule eine starke Persönlichkeit ist, führte dass schnell zu einem für mich eher ungünstigen Hierarchiegefälle. Nach drei Monaten war ich fast soweit alles hinzuschmeißen. Jule schien mir völlig unberechenbar. In ganz kleine Schritten haben wir es dann doch geschafft ein halbwegs funktionierendes Team zu werden.
Auch wenn Jule in vielen Dingen gelassener geworden ist, sie steht immer noch sehr schnell unter Spannung, sieht fast überall Gespenster und hat vor vielem Angst, über LKWs und Traktoren habe ich schon geschrieben. Beim Ausritt gestern befürchtete sie, von jedem Spaziergänger angefallen zu werden, Hunden waren wir vorher offensichtlich auch noch nie begegnet und der Strommast stand vorher auch bestimmt nicht da. Ihre Reaktionen auf die Umwelt reichen je nach Tagesform von einem recht coolen, intensiven Blick bis hin zur Hysterie. Manchmal finde ich eine Erklärung, macnhmal scheint sie einfach "mit dem falschen Fuß aufgestanden zu sein".
Unser Highlight war der diesjährige Playday, zu dem ich mich wagemutig gemeldet hatte. Schon im Vorfeld wurde mir gesagt: „Hoffentlich komme ich nicht mit Euch in ein Team...“ Jules Ruf als Angsthase (und natürlich meine unzureichenden Reitkenntnisse) eilt uns voraus und als ich den Parcours am Sonntag morgen gesehen habe, war ich selbst davon überzeugt, niemals bis zum Ende zu kommen. Aaaber wir haben es geschafft!! Jawoll, wir haben den letzten Platz belegt, aber ich war sooo stolz auf Jule, dass mir das total egal ist. Ich habe ja selbst zu den Zweiflern gehört und für mich war das echt ein Schlüsselerlebnis und die Erkenntnis, dass wir im letzten Jahr tatsächlich weiter gekommen sind. Und es hat auch gut getan, dass von anderen zu hören, die genauso verblüfft waren („jetzt sei mal ehrlich Uta, hättest Du gedacht, dass Jule durch die Laken geht? (NIE IM LEBEN!!!) Großes Lächeln ) Wahrscheinlich hat selten jemand für eine letzten Platz so viele anerkennende Worte bekommen Zunge rausstrecken Zunge rausstrecken . Und weil ich nicht nur Jule, sondern auch mir selbst seitdem mehr zutraue und fleißig mit ihr übe, könnten wir beim nächsten Playday tatsächlich auch den vorletzten Platz erlangen. Wenn ich nicht im Vorbereitungsteam fürs nächste Jahr wäre, und nicht mitreiten dürfte.. (Wenn jemand lustige Spielchen für Pferd/ Muli und Reiter weiß, immer her damit!)
Jule und ich haben beide so viel gelernt im letzten Jahr, dass ich noch viel, viel mehr schreiben könnte. Oder einfach nur wie lieb sie mit der Oberlippe am Jackenärmel zupft oder wie konzentriert sie im Roundpen bei neuen Aufgaben ist und wie lustig sie dann manchmal aussieht. :soppy:
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Beate
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Anmeldungsdatum: 26.02.2004
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BeitragVerfasst am: 07.11.2005, 22:53    Titel:   Antworten mit Zitat

Hi Uta,
das hast Du tooootal süüüß geschrieben!! Lächeln :notsure: :soppy: :remybussi: :nuts: :bounce:
Ich krame mal in alten Fotos, vielleicht finde ich was brauchbares von Jule in ihrer "alten Heimat", scanne die Bilder ein und stelle sie hier rein. Mal schauen, was ich finde.
Ich habe hier nicht den Anfang gemacht, da ich nicht gleich das ganze Forum sprengen wollte Blinzeln Über meine 3 gibt es soooo viel zu schreiben, daß ich dafür gaaanz viel Zeit brauche. Naja, werde mit der Jüngsten anfangen, dann gibts kein allzu langer Bericht.

Gruß
Beate

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Caprivi
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Alter: 64

Anmeldungsdatum: 11.10.2004
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BeitragVerfasst am: 08.11.2005, 18:42    Titel:   Antworten mit Zitat

Hallo Uta,
ein toller Bericht.
Wann findet der nächste Playday statt und was hat man sich darunter vorzustellen?
Auch der reizt mich, muss aber meinen Kalender im Auge behalten.

Parelli empfieht den Umgang mit Maultieren erst nach L3, weil er sie in ihrem Verhalten für anspruchsvoll hält und sagt, man müsse mit Maultieren so umgehen, wie man mit Pferden umgehen sollte.

In der Diskussion über Beates Eindrücke haben wir darber diskutiert.
Ich selber bin oft auf mein ruhiges, geduldiges Vorgehen mit Rafaela angesprochen worden und bin ganz bewusst nicht zu einem ehemaligen Parelliausbilder gegangen.

Ich finde es erfreulich wie du dich um Jule bemühst und ihr Vertrauen gewinnst. Für mich ist so eine Zweisamkeit und die ehrliche Freude über das gemeinsam Ereichte das Wesentliche in der Beschäftigung mit dem Muli.

Toll, bald bitte mehr.

Gruß
Holger
(Caprivi)
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Uta
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Anmeldungsdatum: 12.10.2005
Beiträge: 98

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BeitragVerfasst am: 09.11.2005, 17:08    Titel:   Antworten mit Zitat

Zitat:
Original von Uta

Nur ein Beispiel von Jules "schlechtem" Verhalten: Mittlerweile kann ich sie im Roundpen gut freilaufen lassen und auch von mir wegtreiben, die Vertrauensbasis steht da relativ sicher. Früher war das einer der Punkte, an dem sie den Schalter auf „Strom“ umlegte und aufgeregt prustend rannte, rannte, rannte und sich kaum mehr fangen ließ.


Das hätte ich nicht schreiben dürfen. Gestern ist das liebe Julchen im Roundpen so ausgeflippt, dass St. Vierhaus, der vom Hallenzelt rüber schauen konnte, mir empfohlen hat, den Roundpen zu verlassen, bis sie sich wieder beruhigt hat... eek! Warum sie das getan hat??? KEINE AHNUNG!(Fütterungszeit???)
Sonntag im Gelände war sie ja auch schon "ein wenig" aufgeregt.... *grübel*

@caprivi: zum Playday schreib ich mehr, wenn ich endlich die Foto-Cd (Heiß begehrt am Stall und dauernd weg...)ergattert habe.
Liebe Grüße
Uta
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Beate
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Anmeldungsdatum: 26.02.2004
Beiträge: 4375
Wohnort: Raum Heidelberg
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BeitragVerfasst am: 28.12.2005, 12:52    Titel:   Antworten mit Zitat

Hi,

nun möchte ich doch auch die Geschichten meiner Mulis dokumentieren, und beginnen möchte ich doch mit Sancho, da wir durch ihn erst "zum Muli" gekommen sind.

Geboren wurde er am 15.3.1993 in Spanien. Laut seinen Papieren hatte er dort unten 4 Besitzer und wurde dann im Alter von 2 Jahren von einem Händler nach Deutschland importiert. Bei diesem Händler war er eine Weile, bis ihn eine Freizeitreiterin kaufte, als Gesellschaftstier für ihren Norweger. Da dieser Norweger Max hieß, bekam Sancho von ihr den Namen "MORITZ"!! Diese Frau hielt es eine ganze Woche mit ihm aus, dann bot sie ihn im örtlichen Kleinanzeigenblatt zum Verkauf an, wo wir von ihm gelesen haben.
Damals waren wir auf der Suche nach einem Reittier für meinen Mann Armin. Da er - ääh - nicht der Leichteste ist, schauten wir eigentlich nach Kaltblütern, aber irgendwie war was Passendes nicht im Angebot. Er las die Maultier-Verkaufs-Anzeige und meinte, das seien doch auch Gewichtsträger (HEUTE WISSEN WIR DAS NATÜRLICH BESSER!!), und da er nur ein paar Kilometer von unserem Zuhause entfernt stand, fuhren wir hin zum Anschauen. Da stand er dann, völlig verängstigt und eingeschüchter in der letzten Ecke des Hinterhofes... 2 1/4 Jahre alt, noch Hengst und eindeutig traumatisiert. An ihn rankommen konnten wir nicht, geschweige denn Hufe hochheben, am Halfter führen oder sonstiges. Ich war bißl enttäuscht, da ich mir den Maultierhengst etwas anders vorgestellt hatte. Armin war sofort begeistert und meint, der müsse es sein - und sonst keiner! Ich hatte allergrößte Bedenken, einerseits wegen seiner Scheuheit, und andererseits gab ich zu bedenken, daß man in Deutschland wohl kaum Hilfe finden würde, wenn es ernsthafte Probleme gibt. Aber mein Mann, voller Optimismus, bestand auf einen Kauf; meine Argumente dagegen zählten nicht. So kam er denn zu uns und unserer Hafistute Asra. Die ersten Monate standen die beiden bei einem Bauern in der Nähe. Ich versuchte, das Vertrauen von SANCHO (wie er, gemäß seinem spanischen Ursprung, genannt wurde) zu gewinnen, aber es war mehr als mühselig. Kein Wunder, mit 2 Jahren, wir als 7. Besitzer, und die Spanier sind sicherlich nicht zimperlich mit dem Pflänzchen umgegangen. Eine Weile später zogen wir mit den beiden Equiden in einen Pferde-Pensionsstall um, und Sancho ließ sich zu dem Zeitpunkt von mir aufhalftern, gab solala die Hufe, und wir übten an der Halfterführigkeit. In diesem Stall war es allerdings Bedigung, daß wir Sancho kastrieren ließen, denn dort galt Hengstverbot. Gesagt - getan! Er wurde im Stehen kastriert, und ich bin der Meinung, daß er davon sehr viel "mitgekriegt" hat, denn danach gab es so gut wie kein Herankommen mehr an ihn. Dank einer sehr lieben jungen Frau, die in dem Stall eine Reitbeteiligung hatte, gelang es, Sancho irgendwie immer wieder auf die Weide zu bringen und von dort zurück in den Stall zu bringen. Sie war die einzige, die in dieser Zeit an ihn herankam; sicherlich, weil sie bei der ganzen Kastrations-Aktion nicht dabei war. Im Laufe der nächsten Monate konnte er auch wieder etwas Vertrauen zu mir fassen, leider aber zu Armin nicht. Überhaupt mag er eigentlich Männer nicht. Armin sah ein, daß es zwischen ihm und Sancho wohl nie etwas werden wird, und so übernahm ich mit dem Langohr eine riesengroße Verantwortung und Aufgabe.
In dem Pensionsstall lebten alle Equiden in einer großen Herde. Natürlich gab es da des Öfteren immer mal wieder kleiner Verletzungen. Seltsamerweise bekam immer Sancho die Schuld daran, obwohl nie Jemand gesehen hatte, was tatsächlich passiert war. Dann gab es Probleme mit dem Stallinhaber, der Sancho das Halfter nicht anziehen konnte und ihn nicht auf die Weide führen konnte. So ergab es sich, daß wir in unserem Wohnort auf einem Aussiedlerhof einen Stalltrakt samt umliegendem Gelände pachteten und unseren eigenen Stall gründeten. Zu den genannten 2 kamen dann noch mehr Pferde und auch Mulis dazu (momentan haben wir einen Bestand von 4 Pferden und 3 Mulis). Was in der ganzen Zeit auch immer sehr problematisch war, das war das Ausschneiden von Sancho's Hufen. Bei mir war er mittlerweile "schmiedfromm", aber sobald der Huftechniker kam (fremder Mann), war der Ofen aus. Gezwungenermaßen eignete sich Armin Kenntnisse in der Hufbearbeitung, und später auch im Beschlagen, an, um diese Arbeiten vor allem bei Sancho selbst ausführen zu können. Das klappte dann ganz gut, und heute sind wir sehr froh, daß Armin das alles selbst macht. Es ist auch zu seinem großen Hobby und Leidenschaft geworden.
Im Alter von 4 Jahren fing ich bei Sancho mit den "reittechnischen Vorübungen" an. Wobei ich allerdings erwähnen muß, daß uns mittlerweile über einige Umwege Fotos zugekommen waren, die Sancho noch in Spanien zeigen, mit Sattel und Reiter obendrauf und Kandarre im Maul. Und das mit knapp 2 Jahren!!. Ursprünglisch komme ich aus dem "Englischreiten", was mich aber nie so recht erfüllte. Nun sah ich die Ausbildung von und mit Sancho als Möglichkeit an, zum Westernreiten "umzusatteln". Ich lernte Ute Lehmann kennen, die ca. 70 km von uns entfernt wohnte (heute wohnt sie leider in Dänemark, war dort einige Zeit PNH-Instruktor, agiert aber jetzt in eigenem Namen in Sachen Horsemanship). Bei ihr nahm ich teils auf Schulpferden, teils auf meiner Hafistute Unterricht, und später fuhr ich 2 x wöchentlich mit Sancho zu ihr zwecks Ausbildung. Sie hatte vorher noch mit keinem Maultier gearbeitet, ging aber mit sehr viel Ruhe und Geduld an die Sache, und sie war ein absoluter Glücksgriff für Sancho und mich. Um so härter traf es uns, als wir erfuhren, daß sie nach Dänemark übersiedelt. Das war auch in etwa so die Zeit, als ich einen schweren Unfall mit Sancho hatte. Ich ritt mit ihm aus (er war und ist sehr schreckhaft und neigt zum Durchgehen), einen Hohlweg bergauf. Oben flog ein Fasan hoch, was Sancho zu einem Rollback veranlaßte und im wilden Galopp ging es bergab zurück. Irgendwann flog er über seine eigenen Füße und stürzte mit mir obendrauf. Er lag auf meinem Bein, und die ganze Sache bescherte mir einen 4wöchigen Krankenhausaufenthalt incl. 1 Woche Intensivstation. Die Anfangszeit danach war eine sehr sehr schwierige Zeit; diesmal fiel es mir sehr schwer, zu ihm wieder Vertrauen zu fassen, und er machte es mir nicht gerade leicht. Irgendwann, nachdem ich mir erlaubt hatte, 2 Wochen Urlaub bei Ute L. in Dänemark zu machen, hatte er beschlossen, daß er sich nicht mehr satteln läßt, usw. Doch wie es so oft ist, wenn man denkt, es geht nicht mehr weiter, kam von irgendwo ein Lichtlein in Form von Walter Weber Mayr daher. Er gab im Nachbarort einen Westernreitkurs, und ich sah dies so ziemlich als letzte Chance für Sancho und mich, und meldete uns beide an. Walter war auf Anhieb allerhöchst begeistert von Sancho; er hatte bereits in den USA mit Maultieren gearbeitet und nahm die Herausforderung gerne an. Und was soll ich sagen - wir haben die Chance genutzt, und wurden mit Walter's Hilfe im Laufe der Jahre ein Team. Es gab viele Situationen, in denen wir feststeckten, die mich fast verzweifeln ließen, aber irgendwie ging es immer wieder weiter. Mittlerweile haben wir bei vielen namhaften Trainern Kurse gemacht - egal, ob Westernreiten, Horsemanship, Cow-Work, Trail, Bodenarbeit usw. Das tolle Ergebnis aller Bemühungen war, daß Sancho und ich bei den Esel- und Maultiertreffen bei 3 Starts im Trailparcours 3 mal Erster wurden, ebenso wie bei 2 Starts in der Reitprüfung.
Sancho ist nach wie vor ein extrem schwieriges Tier, auch wenn es auf den ersten Blick oft nicht so erscheint. Aber ich weiß ihn mittlerweile zu händeln, und ihm gehört (fast) mein ganzes Herz. Ohne ihn wäre ich nie gezwungen gewesen mich mit guter Horsemanship auseinanderzusetzten, und so habe ich durch ihn sehr viel "für's Leben" gelernt!
Gruß
Beate
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Nicole
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BeitragVerfasst am: 28.06.2006, 01:01    Titel:   Antworten mit Zitat

Wie kam ich zu Anton, Walter bzw. überhaupt zu Mulis ;-)
Es muß irgendwann Anfang Oktober 2002 gewesen sein. Mein Männe und ich waren mit den Hunden an der Ostsee. Mit seinen Kindern war er schon ein paar Mal in dem dort ansässigen Eselpark. Da ich Esel unglaublich klasse fand (und auch noch immer finde), kam er auf die Idee mit mir einen kurzen Abstecher dorthin zu machen.
Ich fand die Idee auch klasse und auf ging es. Kaum da, verschlug es mir die Sprache (jeder der mich kennt, weiß wie selten das vorkommt *gg*). Damals waren unglaublich viele Esel (so an die 60 Tiere, könnten auch mehr gewesen sein), zwei Maultiere (Maria und Walter) und eine Norweger Stute in einer ehm. Scheune untergebracht. Es war wirklich nicht warm an dem Tag aber in der Halle herrschte ein ganz widerliches staubiges Klima. Die Luft stickig und zum zerschneiden dick. An der Absperrung zu den Tieren standen in einem Durchgang einige kleine Esel, gesattelt und getrenst angebunden. Die Großesel bissen ihnen in den Hals und zupften an der Maroden Ausrüstung herum. Wohin man hörte ein Husten und Keuchen. Einigen Tieren lief der Eiter aus der Nase und den Augen!
Vor der Halle standen vor der Kutsche eingespannte Esel die auf ihren Einsatz warteten. Die Ausrüstung war ein Fall für den Tierschutz!

Hier ein paar Eindrücke von dem Eselpark:
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Eigentlich wollte ich schon gehen aber nun haben wir diesem Schei…verein schon unser Geld in den Rachen geworfen und ich wollte nun auch den Rest sehen. Lange Rede kurzer Sinn, die anderen Bereiche sahen nicht besser aus… im Gegenteil. Irgendwann kamen wir zu den Paddocks auf den die *Besonderen Tiere* standen. Unter anderem ein Maultier. Mit unglaublich traurigen und liebevollen Augen. Mein Blick klebte an diesen Augen und ich war hin und weg. Dieses Maultier allerdings schien mir sagen zu wollen: Hau ab und laß mich in Ruhe! Wir gingen zum Ausgang und ich sprach den jüngsten Sohn der Parkbetreiber an. Was für ein tolles Tier das Muli ist, den könnt ich glatt weg mitnehmen. Sein Kommentar: Für 1.400 € können sie ihn mitnehmen. Dieser Satz ließ mich nicht mehr los. Ich jammerte und quengelte was dass Zeug hielt. Doch mein Kerl blieb standhaft. Es wurde November… meine Männe hielt durch. Es wurde Dezember… er blieb standhaft! Es wurde Januar 2003. Ich gab die Hoffnung schon fast auf, als mein Geburtstag kam und mein Kerl mir einen Gutschein schenkte. Drauf stand: Wir wünschen Dir alles Liebe und Gute zu deinem Geburtstag. Deine Jungs: Heinerle, Dapper (meine Hunde), Outlaw (Kater), Ich (mein Kerl) und… I-AAAA Anton! Ich konnte es nicht glauben. Er hat mir dieses Muli zum Geburtstag geschenkt! Was an dem Tag los war, könnt ihr euch wohl vorstellen. Eine Tierärztin und ich fuhren zum Eselpark und machten eine vorläufige Ankaufsuntersuchung… daß heißt, wir haben es versucht. Sie hörte die Lunge ab und stellte Geräusche fest, er war aggressiv und trat nach uns. Die Sehnen konnte die TÄ nicht abtasten, das war zu gefährlich. Unter die Hufe gucken ging auch nicht, auch nicht nach dem drei gestandene Kerle ihn fixierten. Ich machte einen Proberitt, der nicht ohne war. Er ging mit mir draußen im Gelände durch und das auf gefroren Boden. Das Urteil der TÄ könnt ihr euch sicher denken. KAUF DEN BLOß NICHT! Alles sprach gegen ihn. Meine Männe kam auf die Idee: Laß uns doch noch ein paar andere Mulis angucken, bevor du dich wirklich entscheidest. Gesagt getan. Nur keines war wie dieses! Diese Augen, dieser Blick… Dieser, sonst keiner. Ich rief an und er wurde prompt geliefert. Angezahlt hatten wir 500€. Rest sollte folgen, wenn mein TA vor Ort abgeklärt hat, was es mit den Lungengeräuschen auf sich hat. Alles im allen habe ich ein krankes völlig verängstigtes Tier gekauft an den einfach kein ran kommen war. Seine Strahlfäule war dermaßen schlimm, daß der TA vermutete, daß es bereits im Hufbein sitzt! Er trat, drehte mir ständig den Hintern zu und ließ sich nicht Halftern. Hufekratzen war ein utopisches Vorhaben. Der Stallbursche flog regelässig aus der Box und ich stand immer mit zitternden Knien vor ihm. Der Kaufpreis wurde immer geringer und so bezahlten wir schließlich statt 1400€ nur noch 700€. Der Eselpark Betreiber wollte ihn nicht unter 900€ verkaufen. Da mir aber ein Vögelchen gezwitschert hatte, daß alle Mitarbeiter des Parks Angst vor Tönnchen hatten, drohte ich damit ihn am nächsten Tag wieder auf den Hof zu bringen, WENN er sich nicht darauf einlässt Anton für 700€ Endpreis zu verkaufen. Schwupp die Wupp und ein paar Flüche später, willigte der Betreiber ein und ich erstand Tönnchen für 700 €.
Trotz all der folgenden Probleme und noch vieles mehr, ließen mich nicht davon abhalten zu ihm zu stehen. Ich wusste ich habe mir da ein paar hundert Kilo an Problemen angeschafft aber ich wusste ER ist es. Sicher gab es Momente wo ich ihn wieder abgeben wollte. Im ersten halben Jahr hat er mir den Arm und eine Rippe gebrochen. Mein Männe hat noch heute Schmerzen in der Schulter, von seinem Flug durch die Box. Doch immer waren wir die Auslöser für seine Angst-Aggressionen. Das war mir immer klar und so kämpfte ich für ihn auch wenn es oft über meine Grenzen ging!

Ca. 14 Monate späte bekamen wir einen Anruf vom Eselpark Betreiber. Ob wir nicht noch ein Muli haben wollen. Es ist auf einem Auge blind und Spat hat er auch. Die Besucher würden seinen Anblick ekelhaft finden und bevor er ihn zum Schlachter gibt, bietet er ihn mir zum Schlachtpreis von 500€ an. Ist er nicht nett? Wir haben nicht lange überlegt und Walter gekauft. Vor uns stand ebenfalls ein völlig verwahrloses Tier und ich wusste auch hier wird eine Menge an Geld fliesen. Der Hufschmied arbeitet noch immer an seinen verhunzten Hufen.
Dieses Bild entstand am ersten Tag. Allerdings gibt es nicht wirklich wieder, wie schlimm seine Hufe und Walterchen selbst, damals aussahen.
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Walter zeigte sich sehr schnell von seiner Schockoseite… na ehrlich gesagt hat er nur die eine Seite ;-) Er ist einfach nur lieb und artig. Walter wollten wir eigentlich vermitteln aaaaber ich sah da vor mir einen unglaublichen Glücksgriff. Nicht schön… aber selten Großes Lächeln
Mittlerweile finde ich ihn wunderschön und frage mich, warum ich ihn damals so hässlich fand. Auffällig war, er hatte damals unglaublich tiefe Kummerkuhlen. Die sind tatsächlich massiv zurückgegangen und er hat dadurch nicht mehr diesen *alten* Ausdruck im Gesicht.
Heute bin ich unendlich dankbar, daß wir uns dafür entschieden haben ihn zu behalten.
Gruß Nicole
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