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optische Wahrnehmung: Wie sehen Mulis die Welt?   

 
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luna
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Anmeldungsdatum: 09.08.2005
Beiträge: 749
Wohnort: Raum Erlangen
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BeitragVerfasst am: 10.07.2009, 08:18    Titel: optische Wahrnehmung: Wie sehen Mulis die Welt?   Antworten mit Zitat

Hallo, weiß jemand von euch Näheres zur optischen Wahrnehmung bei Mulis/Equiden allgemein?
Hab mal gehört, dass beim Training nach Geitner extra alles blau und gelb ist, weil es anregend wirken würde...
Aber noch viel spannender finde ich die dreidimensionale Wahrnehmung.
Habe da mit meiner Mulinette vor einigen Jahren mal etwas Interessantes erlebt (was mir wegen Palatinas Treppengeschichte wieder eingefallen ist): Wir haben eine lange Tagestour gemacht, und mussten dabei auch eine Treppe runter. Treppe rauf kann meine recht gut, aber runter schien schwieriger, zudem die Treppe aus weißen Steinen war. Dafür aber nur recht kurz: wenige Stufen, langer Absatz, nochmal wenige Stufen.
Reyki guckte lange, machte dann einen Satz zum ersten Absatz. Die anderen Stufen versuchte sie in mehreren Schritten zu nehmen, verschätzte sich aber irgendwie und tat sich dabei glaub ich etwas weh (obwohl äußerlich, auch im Nachhinein, nichts erkennbar war und sie nicht lahmte danach).
Als nächstes kamen wir an einen Straße, die es zu überqueren galt. Da ein Zebrastreifen vorhanden war, hielt ich diesen für die sicherste Überquerungsstelle. Obwohl Reyki sonst weder mit Bordsteinen noch mit Zebrastreifen ein Problem hatte, wollte sie dort nicht rüber. Glücklicherweise waren keine Autos weit und breit und ich wartete so lange, bis sie, allerdings nervös und hektisch, drüber ging (damals war ich allerdings noch nicht so schlau, es direkt mehrmals zu üben, bis sie dabei entspannt bleibt, und sie ist eigentlich glaube ich nur drüber, weil meine Freundin ihre Stute außer Sichtweite führte...).
Am nächsten Zebrastreifen wieder das gleiche Theater, diesmal MIT wartenden Autos Peinlichkeit .
Erst nach der Wanderung ist mir wieder eingefallen, dass das Treppenerlebnis kurz vorher und etwas unangenehm war. Und dann ist der Groschen gefallen: Sie muss jeden Zebrastreifen für eine weitere Treppe gehalten haben, zudem ja ein (wenn auch abgesenkter) Bordstein den Anfang machte.
Hab mich also gefragt, ob Mulis Dinge unten vor ihnen schwierig einschätzen können. Bei Rindern ist das ja so, daher soll man beim Rindertreiben durch unbekannte Gänge/ auf unbekannten Wegen den Tieren viel Zeit zum Betrachten geben. Sie beäugen dann meist aus mehreren Perspektiven und schnuppern intensiv, bevor sie beispielsweise einen Schlauch oder ähnliches vorsichtig übersteigen.
Habt ihr mit euren Mulis ähnliche Erfahrungen gemacht? Und können eure Mulis treppab gehen? Reyki hat es letztes Jahr auf einem langen, "gestuften" Waldweg sehr gut geschafft und schien da auch mit der Stufenabschätzung keine Probleme zu haben. Auch graue, kurze Treppchen mit einem Mäuerchen daneben hat sie seit dem recht problemlos genommen. Ob die weißen Steine es extra schwer gemacht haben, oder die Schatten damals besonders verwirrend waren?
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Anja1
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Anmeldungsdatum: 16.11.2008
Beiträge: 303
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BeitragVerfasst am: 10.07.2009, 18:22    Titel:   Antworten mit Zitat

So weit ich weiß, sehen Equiden tatsächlich ganz anders als der Mensch.
Einerseits fast Rundumsicht durch die seitlich angeordneten Augen, andererseits aber können sie einen einzelnen Punkt nicht so genau und scharf anvisieren wie wir das können. Und das ist es wohl, was bei so etwas wie einer Treppe dann Probleme macht. Das Pferd/Muli SIEHT wohl einfach nicht wie wir Stufe für Stufe.

Vielleicht ist das so ähnlich, wie bei einem Menschen, der eine Gleitsichtbrille auf der Nase hat und damit erstmals eine Treppe runter geht. Da haben mir schon etliche Leute gesagt, daß sie damit dann plötzlich Probleme hatten, weil sie einfach die Stufen nicht mehr so wie gewohnt gesehen haben. Komischer weise scheint es da auch so zu sein, daß Treppe rauf weniger Probleme macht als Treppe runter.

Was unsere Vierbeiner dafür sehr viel besser als wir registrieren sind Bewegungen, das hängt mit der Anzahl der Bewegungsrezeptoren (ich glaube so hießen die Dinger) im Auge zusammen. Deshalb sehen sie kleinste Bewegungen, die uns gar nicht auffallen.
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Caprivi
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Alter: 64

Anmeldungsdatum: 11.10.2004
Beiträge: 2171
Wohnort: Fockbek in Schleswig-Holstein
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BeitragVerfasst am: 10.07.2009, 23:22    Titel:   Antworten mit Zitat

Equiden sehen in vielfacher Hinsicht anders als Menschen.
Sie haben ein reduziertes Farbspektrum, eine Rot-Grünschwäche, dafür aber gibt es einen deutliche Kontrast bei Blau und Gelb.
Dann haben sie in der Perepherie kein räumliches Sehen, ausserdem können sie mit dem Age nicht Fokussieren. Sie sehen in verschiedenen Zonen des Auges unterschiedlich scharf. Daher müssen sie zum Fokussieren den Kopf bewegen.
In einem eingeschränkten Bereich nach vorne können sie räumlich sehen, aber nur ab ca. 2 Metern vor dem Kopf.
Unter dem Kopf und unmittelbar vor dem Kopf ist ein toter Raum.
Dann sehen die Equiden viel mehr Bilder pro Sekunde als der Mensch, wieviel kann ich jetzt gar nhicht sagen. Damit sehen sie aber auch auf große Entfernung kleine Bewegungen, die wir nicht wahrnehmen können. Wir nennen sie Gespenster.

Das eingeschränkte Farbspektrum und das fehlende räumliche Sehen sind schon Ursache genug für die Erfahrungen an der Treppe und dem Zebrasreifen.

Und dann sollen Equiden noch eine andere Größenwahrnehmung haben. Sie sollen alles vergrößert sehen. Außerdem definiert sich Ihre individuelle Größe über die Größe ihres Kopfes, Nase-Ohren.
So ist auch erklärlich, dass ein kleineres Wesen einem größeren gegenüber dominant ist.

Jetzt kann ich wieder sehen, das ich die ganzen Quellen zusammen bekomme.
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ostemporale
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Anmeldungsdatum: 08.01.2007
Beiträge: 306
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BeitragVerfasst am: 11.07.2009, 10:48    Titel:   Antworten mit Zitat

Zitat:
Dann sehen die Equiden viel mehr Bilder pro Sekunde als der Mensch, wieviel kann ich jetzt gar nicht sagen. Damit sehen sie aber auch auf große Entfernung kleine Bewegungen, die wir nicht wahrnehmen können. Wir nennen sie Gespenster.

Wie ist denn das geprüft worden, schauen Pferde Filme an?
Filme bestehen aus 24 Einzelbildern pro Sekunde bei Kinofilmen bzw. 25 oder 30 ganze (bzw. 50 oder 60 halbe) Bilder im Fernsehen je nach System.
Dazu kommt der Effekekt der Retinaträgheit und der Stroboskopeffekt, der uns zusammenhängende Bewegungen vorgaukelt.

Grundsätzlich wird vom Auge alles in realer Geschwindigkeit aufgenommen.
Das das Gehirn nicht in der Lage diese riesige Informationsmenge zu verarbeiten, wird sie auf ein wahrnehmbares Maß geschrumpft, mit Erfahrungswerten verglichen und dann bewußt wahrgenommen.

Die Linsenkonstruktion des Pferdeauges ist darauf ausgelegt kleinste Bewegungen in der Nähe scharf wahrzunehmen und in der Ferne unscharfe Bewegungen zu erkennen, die durch Bewegung des Kopfes fokussiert werden. Bei dem Auge des Jägers Mensch ist es umgekehrt. Extremer Fall: winzige Adleraugen die aus 1 Km Entfernung die Bewegung eines Grashalmes wahrnehmen können.

Und noch etwas :
Direkt auf dem Pferd (Reiter) und direkt dahinter befindet sich auch ein toter Winkel für die optische Wahrnehmung (Vertrauensarbeit fängt am Boden an).
Zudem können Pferde aufgrund des blinden Flecks auf der Netzhaut nur verschwommen Sachen oberhalb ihrer Augen wahrnehmen.

Klaus
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sattva
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Anmeldungsdatum: 12.05.2009
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BeitragVerfasst am: 12.07.2009, 08:56    Titel:   Antworten mit Zitat

Ja Klaus!! gut gemacht!
Aber wie wär's mit nem genialen Überblick zum Nachdenken? Großes Lächeln
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elke
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BeitragVerfasst am: 12.07.2009, 12:29    Titel:   Antworten mit Zitat

Hallo,
das Pferde/ Mulis alles größer anders sehen sollen , ja davon hab ich auch schon etwas gehört. Aber:
Sie konnten nie vergleichen. Sie konnten die Umwelt nie mit anderen Augen sehen. Deshalb wissen sie nicht, was anders ist. Da sie damit aufgewachsen sind. So wie ein Mensch mit Sehschwäche.
Gruß Elke
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ostemporale
Erfahrener Benutzer



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Anmeldungsdatum: 08.01.2007
Beiträge: 306
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BeitragVerfasst am: 12.07.2009, 15:09    Titel:   Antworten mit Zitat

Zitat:
Sie konnten nie vergleichen. Sie konnten die Umwelt nie mit anderen Augen sehen. Deshalb wissen sie nicht, was anders ist. Da sie damit aufgewachsen sind. So wie ein Mensch mit Sehschwäche.

Das ist auch die Domäne von intelligenten Jägern der Spezies humanus rex. Daher benötigt unser Gehirn ja auch nur eine geschrumpfte Infoflut von außen. Der Rest wird mit Erfahrungswerten aufgeplustert und nennt sich dann Mein-ung oder Vorurteil.
Wir sind auch mit der Umwelt aufgewachsen, können aber im Gegensatz zu den meisten Tieren aktive Transferleistungen erbringen die uns einen Situationsvergleich und damit verbunden eine angepasste Reaktion ermöglichen.
Daher ist es ja auch so nervig, wenn ein und die selbe Flattertüte an einer anderen Stelle liegend wieder Panik auslöst.
Auch ein Mensch mit Sehschwäche kann sich visuell angepasst verhalten, da andere Sinne verstärkt eingesetzt werden. Übung: mal in einem stockdunklen Lokal essen gehen, wo Blinde servieren (kein Scherz)
Klaus
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elke
Supermoderator


Alter: 56

Anmeldungsdatum: 11.01.2007
Beiträge: 3757
Wohnort: Raum Stuttgart
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BeitragVerfasst am: 12.07.2009, 21:25    Titel:   Antworten mit Zitat

Hallo Klaus,
was möchtest Du damit ausdrücken. Leider bin ich blond und auch etwas überarbeitet.
Blond Dankoe
Gruß Elke
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Palatina
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Anmeldungsdatum: 15.07.2008
Beiträge: 1184

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BeitragVerfasst am: 12.07.2009, 21:34    Titel:   Antworten mit Zitat

Hi,

ein Mensch kann Dinge, die gar nicht da sind, alleine durch seine Hirnleistung ergänzen. Er 'sieht' dann etwas, was da gar nicht ist.

Vielleicht kennt ihr ja das mit den halbierten Buchstaben. Wenn man ein geschriebenes Wort quer durchschneidet, daß nur die Ober- oder Unterhälfte der Buchstaben zu sehen ist, dann kann so ziemlich jeder das Wort trotzdem erkennen.

Das Hirn ergänzt das Fehlende automatisch, weil es aus einer großen Erfahrung und Erinnerung schöpfen kann. Dieser Automatismus funktioniert prima, nur merkt man das nicht. Das ist ja auch der Sinn! Das entlastet uns im Alltag. Da braucht man nicht groß drüber nachzudenken, was jetzt dieses oder jenes ist, nein, man "weiß" es einfach. Aus Erfahrung oder aus Erinnerung. Das läuft unbewußt ab.

Liebe Grüße, Palatina

_________________
Nur Fledermäuse lassen sich hängen!
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