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Imprinting nach Miller   

 
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Nicole
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BeitragVerfasst am: 14.06.2007, 22:07    Titel: Imprinting nach Miller   Antworten mit Zitat

Jan Verfasst am: Fr Mai 25, 2007 13:30

Hallo,

hat jemand von Euch schon einmal das Imprinting nach Dr. Miller (frühe Prägung bei neugeborenen Fohlen - www.robertmmiller.com) bei einem Muli-Fohlen versuchen und die Ergebnisse beobachten können?

Grüße von Jan.
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Nicole
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BeitragVerfasst am: 14.06.2007, 22:08    Titel:   Antworten mit Zitat

Luzius Verfasst am: Sa Mai 26, 2007 11:23


Hallo Jan

am besten frägst Du Robert M. Miller direkt! Er hat das Imprinting auch immer wieder bei Mulis durchgeführt. Er ist ein begeisterter Mulifan, besitzt selber Mulis und fährt auch jedes Jahr zu den Bishop Mule Days (finden dieses Wochenende statt). 1991 war er in Bern und hielt ein Seminar für die Mitglieder der IGM ab, wobei das Imprinting ein Thema war. Dies führte dazu, dass die Bündner Maultierzüchter diese Methode in ihr Ausbildungsprogramm aufnahmen und die Auswirkungen jeweils im Herbst am Maultiermarkt testeten und von Experten prüfen liessen.
Eine weitere Ansprechperson ist Adrian Heinen, welcher 1993 beim selbstgezüchteten Maultierfüllen Lenza das Imprinting anwandte und heute mit diesem Maultier immer wieder auftritt, zusammen mit dem Spaniermuli Don Alfredo. Seine website: www.rosszahnarzt.ch
Gruss Luzius
_________________
[URL="http://www.maultier.info/"]www.maultier.info[/URL]: Die informative Website über das Maultier
[URL="http://www.maulesel.info/"]www.maulesel.info[/URL]: Das Pendant zu obiger Website und Inhalt: Der Maulesel
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Nicole
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BeitragVerfasst am: 14.06.2007, 22:08    Titel:   Antworten mit Zitat

miraculix Verfasst am: Sa Jun 02, 2007 01:14

Hallo
Meine Mulistute wurde imprintet. Sie ist ein Fohlen aus der von Luzius oben genannten Bündner Zucht. Die Ergebnisse davon kann ich aber leider nicht differenziert beurteilen. Ich denke aber, dass das Imprinting von einigen Züchtern als Wundermittelchen angesehen wurde. Nur durchs Imprinting allein denk ich, ist noch kein gutes Muli "geboren". Da gehört noch eine gute Portion Pferde (bzw. Muli)verstand dazu. Und eine artgerechte Haltung und Aufzucht. Das war leider nicht überall der Fall. Mir fällt grad ein, dass ich im Rahmen einer Schularbeit über Maultiere einige Züchter interviewt habe. Wenn ich mich nicht täusche auch übers Imprinting. Müsste mich mal auf die Suche nach dieser Arbeit machen...

Gruss
Isa
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Nicole
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BeitragVerfasst am: 14.06.2007, 22:09    Titel:   Antworten mit Zitat

jan Verfasst am: Mo Jun 04, 2007 23:04

Hi Isa,


Zitat:denke aber, dass das Imprinting von einigen Züchtern als Wundermittelchen angesehen wurde. Nur durchs Imprinting allein denk ich, ist noch kein gutes Muli "geboren".





R. Miller schreibt in seinem Buch von Fällen, wo es nicht funktioniert hat - die Gründe lagen meist bei den Ausführenden. Sie hatten nicht die Geduld, die einzelnen Desensibilisierungen so lange durchzuführen, wie wirklich nötig (50 - 100 Wiederholungen). Er hatte einige dieser Fälle dann nachträglich bearbeitet und es funktionierte wieder.

Klar, das Imprinting - wenn es sachgerecht durchgeführt wird - kann wesentliche Grundlagen schaffen. Wenn Mensch dann aber nicht oder falsch weitermacht in der Ausbildung und im Umgang, wird es auch nicht viel helfen. Daher ist es auch ganz wichtig, ohne erhobenen Zeigefinger allen realen und potentiellen Mulihaltern die Grundlagen für den Umgang mit diesen faszinierenden Tieren zu vermitteln. Ein ganz wesentlicher Grund, warum ich das Forum hier ganz wichtig finde!!!

Viele Grüße von Jan.

PS: wenn Du noch was von Deiner Schularbeit findest ... ich fänds sehr interessant.
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BeitragVerfasst am: 14.06.2007, 22:10    Titel:   Antworten mit Zitat

Henry Verfasst am: So Jun 10, 2007 13:19

Leider reicht mein englisch nicht aus um den text zu verstehen. Könnte mir bitte jemand erklären was imprinting ist?
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Es grüßt Henry
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BeitragVerfasst am: 14.06.2007, 22:11    Titel:   Antworten mit Zitat

Jan Verfasst am: Mo Jun 11, 2007 15:03

Es ist eine in den ersten Lebensminuten außerhalb des Stutenbauches beginnende Prägung auf dem Umgang mit Menschen oder mit anderen Worten eine Erziehung, die unmittelbar nach der Geburt beginnt. Imprintig, weil die Eindrücke zu dieser Zeit sehr tief in Gedächtnis und Unterbewußtsein des Tieres eingeprägt werden (zeitlich begrenzte Prägephase). Dabei können wesentliche Grundlagen für die spätere Ausbildung (von der Halfterführigkeit bis hin zum Stillhalten bei verschiedensten tierärztlichen Dingen, wie Nasensonde usw.) gelegt werden. Es ist erstmal etwas aufwendig, weil die verschiedenen "Übungen" so oft wiederholt werden müssen, bis das Fohlen diese ganz entspannt mitmacht/über sich ergehen läßt. Aber im Vergleich zu wild auf der Koppel aufgewachsenen Tieren spart das später aber unheimlichen Aufwand und Belastung für das Tier, manche Dinge lernen manche Tiere auch nie wieder.

Bei Amazon kannst Du das Buch von Robert Miller in deutscher Sprache bekomen. Sehr lesenswert, wenn Du Dich mit dieser Methode befassen willst. Auch wenn es an sich nicht schwierig ist - ausführen sollte man es nur, wenn man etwas Erfahrungen im Umgang mit Pferd/Esel/Muli/Fohlen hat, weil man viel falsch machen kann (eher durch zu wenig, zu zaghaft und Unterlassung [wobei die Fohlen meist genau das falsche lernen], als durch Zuviel) und weil die Stuten es nicht immer gut finden. Man muß aber nicht unbedingt ein Spezialist oder Experte sein.
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Nicole
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BeitragVerfasst am: 14.06.2007, 22:11    Titel:   Antworten mit Zitat

Henry Verfasst am: Mi Jun 13, 2007 08:57

Danke jan für den versuch es mir zu erklären, nur verstanden habe ich es nicht.
Was hat die erziehung nach der geburt mit der evtl. untersuchung einer nasensonde zu tun?
Was machen die anders, als die anderen?
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Nicole
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BeitragVerfasst am: 14.06.2007, 22:12    Titel:   Antworten mit Zitat

Jan Verfasst am: Mi Jun 13, 2007 12:00

Hallo Henry,

ja, was machen die anders als die anderen? Soweit ich weiß, hats Pirelli nach einem Zusammenkommen mit Miller in sein (zumindest bei ihm "zuhaus" ausgeführten) eigenen Pferdetraining übernommen, Monty Roberts hats ausprobiert und war so begeistert, daß er mit dem Imprinting bereits während der Geburt beginnt .... (ist die Frage, ob es so früh wirklich sein muß).

Der wesentlich Unterschied ist der Zeitpunkt, man beginnt die Ausbildung also nicht nach 2 wilden Jahren auf der Koppel (was in USA zumindest die Regel war), oder wie bei vielen deutschen Weideunfallmulis erst nach vielen Jahren (wenn überhaupt) sondern sofort.

Ziel ist ein Verhalten, daß langfristig eine gute und ungefährliche Nutzbarkeit sichert, ohne daß sich nur Experten mit den Tieren abgeben können (die Tiere - ob Esel, Pferde, Mulis, Maulesel - sind zur Nutzung durch Menschen da, nicht als bloße Rasenmäher und Kuscheltiere). Und da sind eben gerade auch die Züchter in der Pflicht!

Man gewöhnt die Tiere gleich nach der Geburt an wichtige menschlichen Eingriffe oder Handlungsweisen, ich schreib einfach ein paar Beispiele auf - ohne auf die Reihenfolge oder Details zu achten:

- Fohlen wird am ersten Aufstehen gehindert (Notwendigkeit für die anderen Übungen; erstes Erleben menschlicher Dominanz - Grundlage für respektvolles Verhalten gegenüber Menschen)
- Hufe annehmen und beklopfen: Grundlage für späteres Hufegeben und Hufbearbeiten
- alle Körperregionen (außer die fürs Reiten wichtigen, wie z.B. Flanke) desensibilisieren durch z.B. Abreiben (und zwar so lange, bis Fohlen entspannt und sich nicht dagegen wehrt) - Grundlage fürs Anfassen überall, für tierärztliche Untersuchungen, Desensibilisierung der Nasenlöcher - bei späterem Notfall spart das Sedieren durch Spritze u.a. Methoden der Ruhigstellung (bei Schlundverstopfung muß durch die Nase Schlauch eingeführt werden); Lippen/Maul - Grundlage für streßfreie Dentaluntersuchungen/Zahnbehandlungen; Rektum wegen späterer Rektaluntersuchungen (Trächtigkeitsuntersuchung/Ultraschall bei Stuten; Untersuchungen bei Kolik usw.); Bereich unterm Schweif - hier sitzt später evtl. ein Schweifriemen vom Sattel oder Zuggeschirre ....
- Desensibilisierung hinsichtlich erschreckender Dinge (Plastetüten usw. - Prävention späterer Schreckhaftigkeit und Scheu)

weitere Dinge nach Aufstehen (ab ca. 24 Stunden nach Geburt):

- sanfter Druck auf Sattel- und Gurtlage (Gewöhnung an Ding auf dem Rücken und den Bauchgurt)
- Halftertraining (Weichen vorm Druck - eines der wichtigsten Dinge, die zu lernen sind! also: nach vorn gehen, seitlich abwenden, Rückwärts richten usw. usf.)
- usw. usf.

Das wesentliche ist: mit verhältnismäßig geringen Zeitaufwand lernt das Fohlen Dinge, die später (auch nur wenige Wochen später) deutlich höheren Aufwand bedeuten, nur durch sehr erfahrene Trainer hinbekommen werden oder nie mehr gelernt werden (bei Beate steht wohl zur Zeit ein Notmuli, was alles zertrümmert, keine Hufe gibt ..............).

Vor 2 Jahren hatte ich meinen ersten Pferdenachwuchs - da hab ich sehr spät mit der Erziehung angefangen und mich noch nicht an Millers Methode "herangetraut". Manche Sachen haben dann schon sehr viel Zeit und Aufwand gekostet, Hufe bearbeiten lassen zum Beispiel da zappelt sie immer noch herum.
Vor 4 Wochen ist wieder ein Fohlen geboren, an dem habe ich das Millersche Programm durchgezogen (einige Sachen hab ich weggelassen, z.B. die Desensibilisierung gegenüber Schermaschine). Dazu kommt: die Geburt war auf der Koppel direkt neben der Straße, was sich aber sogar als günstig erwiesen hat. Während der ersten "Übungen" fuhren ständig riesige LKWs laut polternd und grell beleuchtet vorbei. Die Stute und die Schwester hats nicht gestört (mich auch nicht), da hats Fohlen gleich mitbekommen, daß diese Ungeheuer von Lärm und Erscheinung her erstmal nichts schlimmes sind. Und auch das hat gewirkt, die Kleine kümmerte sich von Anfang an überhaupt nicht um den an ihr vorbeirauschenden Verkehr und zu Himmelfahrt sind die betrunkenen Fußballtrötenbläser beleidigt wieder abgezogen, weil sich niemand aus der Ruhe bringen lassen hat. Sie gibt problemlos Hufe, läuft mittlerweile die polternde Metallrampe auf den fahrbaren Offenstall hinauf (umfangreiches Verladetrainig kann ich mir da später sparen) ....

Am besten, Du legst Dir das Buch zu. Dort ist die ganze Methodik mit vielen Bildern und gutem Deutsch beschrieben. Das wichtigste ist dort auch besonders hervorgehoben: i.d.R. kann mans nicht übertreiben, aber untertreiben (Übungen nicht oft genug wiederholt, zu zaghafter Umgang usw.). Du kannst sicher auch mit dem Roßzahnarzt Kontakt aufnehmen (siehe Beitrag von Luzius).

Wenn Du Fragen hast, frag einfach. Ich bin kein Experte oder Spezialist, bin aber dabei eigene Erfahrungen zu sammeln und geb davon gern weiter. Grüße von Jan.
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Nicole
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BeitragVerfasst am: 14.06.2007, 22:14    Titel:   Antworten mit Zitat

miraculix Verfasst am: Do Jun 14, 2007 22:43

So, ich sitze hier und neben mir habe ich meine Arbeit über die Maultierzucht in Graubünden. Versinke grad wieder in ein wenig "nostalgischen" Gedanken...
Zusammenfassend kann ich sagen, dass alle Züchter/Bauern mit dem Imprinting gearbeitet haben und eigentlich nur positive Dinge berichteten. Viele waren sich bewusst, dass der erste Kontakt wirklich wichtig ist. Als Vergleich gaben einige ihre Erfahrungen mit Kälbern an, diese seien viel zutraulicher, wenn sie in den ersten Tagen oft berührt wurden. Bei den meisten Bauern fand das Imprinting in einer eher soften Variante statt- ohne Schermaschinen etc. Es gab aber auch Stimmen, dass das schon immer in einer ähnlichen Variante gemacht wurde (abrubbeln des Tieres, überall berühren, halftern, führen). Oft betont wurde der Stellenwert einer umgänglichen Mutterstute- das Fohlen lerne immer noch am meisten von ihr.

Hier noch meine Schlüsse aus den Interviews - ist jetzt aber auch schon 7 Jahre her...


Haben sie nach der Imprintingmethode gearbeitet?

Zitat:Das Imprinting haben alle Bauern durchgeführt. Wie konsequent und regelmässig lässt sich leider nicht ermitteln. Das Niveau der Fohlentests ist aber meinen Beobachtungen nach zurückgegangen. Diese Beobachtung unterstützt auch VA, der bis im Frühling 2000 Vorsteher der Bündner Zuchtgruppe war.


Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Zitat:Die Ergebnisse der Fragen rund ums Imprinting lassen sich schwer interpretieren. Ich denke, gute Ansätze waren und sind vorhanden. Das Wissen um die Methode von Robert Miller sollte aber zwischendurch mit einer Weiterbildung aufgefrischt werden. Die Anwendung braucht Zeit. Mit dem Faktor Zeit haben aber viele Bauern zu kämpfen. Sie stehen unter Druck und haben noch tausend andere Dinge zu tun, wie OC sagte. RL hingegen ist der Meinung, dass sich jeder jeden Tag zehn Minuten Zeit nehmen kann, um mit dem Fohlen zu arbeiten. Wichtig ist, dass der Kontakt zum Menschen während der Alpung nicht abreisst. Meist kommen die Fohlen zwei oder drei Wochen vor dem Fohlentest von der Alp zurück und was bis dann nicht gut geübt wurde, lässt sich nicht in so kurzer Zeit nachholen.


So weit zu meiner Arbeit von damals. Ist schon ganz amüsant zu lesen- da war ich noch ein richtiger Grünschnabel Hier einloggen Hier registrieren.
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jan
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BeitragVerfasst am: 18.06.2007, 20:06    Titel:   Antworten mit Zitat

Hi Miraculix,

danke für die Infos.

Zitat:
RL hingegen ist der Meinung, dass sich jeder jeden Tag zehn Minuten Zeit nehmen kann, um mit dem Fohlen zu arbeiten. Wichtig ist, dass der Kontakt zum Menschen während der Alpung nicht abreisst.


ist genau meine Meinung. Wer züchtet, sollet sich die Zeit nehmen - in der Fohlenzeit werden die wichtigsten Grundlagen gelegt. Ob man es nun nach der Methode macht oder nach einer andern oder nach gar keiner, wichtig ist überhaupt der Kontakt und einfachste Dinge, wie Hufe kontrollieren usw. Auch die Fohlen, die prägetrainiert wurden, sollten immer wieder Kontakt haben, ihre "Kenntnisse" sollten immer wieder mit kleinen Wiederholungen gefestigt werden.

Es wird immer wieder von "Problemmulis" (und Problempferden und Problemeseln) berichtet - hat da jemand mal verfolgt, wie diese Tiere in der Fohlenzeit behandelt oder überhautp beachtet wurden (hatten sie ständigen Kontakt mit Menschen oder lebten sie monatelang/jahrelang quasi wild auf der Koppel?). Klar, da kann man nichts pauschalieren ohne die Gesamtgeschichte eines jeden Tieres zu kennen. Aber von Interesse wärs schon.

Grüße von Jan.
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Caprivi
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BeitragVerfasst am: 18.06.2007, 22:01    Titel:   Antworten mit Zitat

Meine Rafaela wurde als Problemtier von der Bundeswehr ausgemustert.

Sie ist von den körperlichen Anlagen ein gutes Tier. Sie war aber kurz nach dem Erwerb durch die Bundeswehr verhaltensauffällig.
Sie ließ sich nicht anfassen, musste zum Beschlagen sediert werden und ist auch im Tragtiereinsatz durchgegangen.

Sie wurde von einem Händler aus Spanien importiert, so dass keine Informationen über ihre Haltungsbedingungen vorliegen.

Ihr Anfangsverhalten war normal für einen Erstkontakt, und erst im Verlauf der Zeit zeigte sie ihre Probleme.

Auffällig sind die Narben in ihren Fesselgelängen, die auf ein Hobbeln hindeuten. Dann hat sie noch zwei Stellen an denen man Verknöcherungen am Kopf ertasten kann, Unterkiefer und Stirn, die auf Schläge hindeuten.

Mittlerweile konnte ich diese Ängste überwinden, aber sie sind so verwurzelt, dass ich immer wieder mit Angstreagtionen rechnen muss. Diese werden aber immer weniger, und ich begegne ihnen immer mit der gleichen Liebe und Geduld.

Ich halte es für sehr hilfreich, nach einer sanften und strukturierten Imprintingmethode das Fohlen an den Menschen und den Umgang zu gewöhnen. Aber es sollte seine Entwickliungsphasen entspannt durchlaufen dürfen.

Zitat:
Auf den Rat ihrem Pferd mal mit der Gerte Einhalt zu gebieten, antwortet eine Bekannte, das sei eine gute Idee, sie würde das gleich mal bei ihren Kindern probieren.

Ein guter Vergleich, wie ich finde.
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Beate
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BeitragVerfasst am: 27.09.2007, 19:02    Titel:   Antworten mit Zitat

Hi,
wie ich gerade auf der Homepage der IG Maultier (Schweiz) gesehen habe, hält dort am 5.7.08 Dr. Miller einen Vortrag.
Gruss
Beate

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Schwimm' gegen den Strom; denn nur an der Quelle kannst Du den Lauf des Flusses verändern!
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jan
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BeitragVerfasst am: 01.11.2007, 09:34    Titel:   Antworten mit Zitat

Hallo

ca. ½ Jahr „danach“ möchte ich Euch ganz kurz meine ersten Erfahrungen mit der frühen Fohlenprägung nach Miller schildern. Bisher konnte ich diese Methode erst an einem Pferdefohlen anwenden (Alaina). Allerdings kann ich dieses Stutfohlen mit ihrer 2 Jahre älteren Schwester aus den gleichen Eltern und unter ähnlichen Bedingungen aufgezogen (Alva) vergleichen. Zwei wesentliche Unterschiede gibt es: Alva war unser zweites Fohlen, ich daher noch unsicher. Und der zweite: Alaina ist zusätzlich zur Mutter und zu Eseln in der Herde mit einer nur 2 Jahre älteren Schwester aufgewachsen. Alva hatte nur Mutter und Esel.

Zuallererst das Warum. Ein Züchter hat meiner Meinung nach eine große Verantwortung dafür, welche Verhaltensweisen die Nachzucht in späterem Leben zeigen wird. Mein persönliches Ziel ist ein Tier, das von Anfang an mit größtmöglicher Sicherheit zu handhaben ist (Respekt hat vor Mensch, sich leicht führen und dirigieren läßt, nicht vor den allgemein üblichen Dingen scheut und ohne Verletzungsgefahr für Mensch und sich selbst zu handhaben ist usw.), das von Anfang an die Grundregeln des Lebens in Menschengesellschaft kennt und beachtet (führen lassen, Zäune akzeptieren, auf den Hänger gehen, Hufe bearbeiten lassen ....) und sich später gut, langfristig und sicher ausbilden und nutzen läßt.

Die meisten Dinge in der Fohlenerziehung und -ausbildung ergeben sich ganz entspannt aus dem Alltag, der Nutzung und dem Umgang mit den anderen Tieren der Herde. Andere Dinge muß man gezielt angehen, um sie effektiv zu erreichen, da kommt die Fohlenprägung und weitere Ausbildung nach Miller ins Spiel. Die Details kann jeder an anderer Stelle nachlesen.

Alva (unsere 2,5jährige):

- auf der Wiese geboren (1,2 ha, dort blieb sie auch mit Mutter und Eseln), wir haben Anfangs viel Abstand gehalten, um nicht zu stören

- Fohlen erst nach ein paar Tagen angefaßt, in den ersten Wochen kaum etwas mit ihr gemacht, außer immer wieder Kontaktaufnahme aus Nähe oder Ferne

Ergebnis: sehr scheues Fohlen, zu mir bald relativ starkes Vertrauen, bei allen anderen Menschen lief sie immer weg, im Alter von 8 Wochen Nabelentzündung, da mußte sich TA auf allen Vieren regelrecht anschleichen (obiges Ziel also verfehlt! Darüber machte ich mir aber erst später Gedanken)

- erste Halfterübungen mit ca. 10 Wochen – normales Halfter ging nicht, weil sie es sich nicht überziehen lassen hat, nur Knotenhalfter aus dickem Seil und gaaaanz viel Geduld; erstes „Festhalten“ am Halfter ein paar Tage später (das ging kaum noch, weil sie mittlerweile sehr kräftig war)

- mit ca. 12 Wochen ging sie dann nach viel Übung gut am Halfter und seit dem ließ die Scheu nach (sie lernte, daß sie zumindest am Halfter nicht mehr weglaufen kann), gegenüber anderen Leuten blieb sie lange skeptisch – am Halfter begann sie dann auch zu lernen, vor (physischem) Druck zu weichen – Grundlage für alles Anbinden, Halfterführen, späteres Reiten usw.)

- Anbinden und Hufbearbeitung haben wir erst sehr spät angefangen, lange Zeit war das eine anstrengende Angelegenheit und noch heute ist sie sehr sehr zappelig beim Ausschneiden und Raspeln!

- mit ca. 1,5 Jahren hab ich mit dem Dually-Halfter nach M. Roberts das Verhalten beim Führen gezielt „bearbeitet“: sie läuft nun optimal an der Hand – kein Vordrängeln, kein Bummeln, Wendungen beim Trab brauche ich nur durch meine Körperbewegung andeuten, schon läuft sie in die Kurve ohne mich zu berühren; Anpassung der Trabgeschwindigkeit an meine Geschindigkeit – kein Problem; heute läuft sie perfekt als Handpferd beim Reiten mit, selbst mit Kleinstkind auf dem Rücken (sie ist noch nicht eingeritten, das hat noch Zeit! Beim „Kinderreiten“ geht es darum, daß da jemand auf dem Rücken sitzt, nicht um Gewicht)


Alaina (geb. 12.5.07):

- bei diesem Fohlen wollte ich die Scheu von Anfang an abbauen, die Halfterführigkeit und problemlose Hufbearbeitung im Stand usw. so früh wie möglich erreichen, daher ...

- sofort nach Geburt (Geburt auf der Koppel, direkt neben der Straße, Fohlen lag noch „ganz frisch“ da) Prägetraining nach Miller - Details siehe dort („abgespeckte“ Version, also keine Schermaschine ... ),

- Fohlen war anfangs etwas zappelig, dann aber erstaunlich entspannt - während ich an der Prägung arbeitete leckte Stute gleichzeitig das Fohlen ab (beleckte mir ab und zu das Genick und prustete mir ins Ohr), die 2jährige Schwester leckte das Fohlen mit ab und hielt die Esel auf Abstand – ich war dabei sicher schon ein etwas störender Faktor, bestimmt aber kein größeres Problem; danach durfte Fohlen aufstehen und saugen, rumlaufen ...

- Geburt, Prägung und erste Lebensstunden waren direkt neben Straße (nachts, viel Verkehr an lauten und voll beleuchteten LKWs), daher auch gleich Gewöhnung an diese Geräusche und Lichter usw. nicht unbedingt bedrohlich sind;

- am nächsten Tag wurde im Stehen einiges wiederholt (Berührungen überall, erstes vorsichtiges Hufegeben – hier mußte die Kleine lernen, sich auszubalancieren) und nach Millers Methode weitergemacht (Desensibilisierung von späterer Sattel- und Gurtlage; Sensibilisierung für Wendungen usw.)

- mit ein paar Tagen hat sie das erste Mal ein Halfter umgehabt (ist überhaupt nicht scheu oder gar kopfscheu), dann lernte sie, auf Druck (Halfterdruck) zu weichen, mit ca. 1 Woche ließ sie sich mit Wendungen führen – immer im Kreis um Mutter herum und ein paar Tage später ließ sie sich etliche Meter wegführen

- Hufbearbeitung erfolgt heute unangebunden in freiem Stand an günstiger Stelle auf der Koppel oder im Offenstall, ab und zu wird Vorderbein mal weggezogen, um sich besser auszubalancieren, sonst überhaupt kein Problem!

- sie ist Menschen gegenüber völlig ohne Scheu, läßt sich überall anfassen und von Kindern knuddeln, ohne jedoch aufdringlich oder respektlos zu werden (was aber nicht nur auf die Fohlenprägung zurück zuführen ist, sondern auch auf den sonstigen Umgang mit ihr)


Alles in Allem war es ein ziemlich großer Unterschied zwischen beiden Fohlen hinsichtlich Scheu (Alva) oder Nichtscheu (Alaina), in der Schnelligkeit des Lernens (Halterführigkeit), im Verhalten beim Hufbearbeitung usw. usf. Ach ja, Verladen? Das erste indirekte Training für den Hänger begann mit ca. 1 Woche: Erklimmen der Rampe zum Offenstall hinauf. Alva folgte einfach der Mutter, bei Alaina hab ich durch Zeigen und Hinaufführen etwas nachgeholfen. Heute rennen sie regelrecht diese Rampe hinauf/hinunter und das Verladen in den Transporthänger ist gar kein Problem. Beide Fohlen werde ich behalten und sie weiter vergleichend beobachten. Wenn alles gut geht, haben wir nächstes Frühjahr ein Großeselfohlen – ich hoffe, daß ich die Geburt nicht verpasse. Ich bin gespannt darauf, wie das Millersche Training bei Eseln funktioniert. Vielleicht kann ja jemand die Methode an einem eigenen Mulifohlen anwenden (ganz nach dem Zitat: Ein Muli muß man so ausbilden, wie man Pferde ausbilden sollte.)

Grüße von Jan.

PS @ Holger: ich kann nur sagen "Hut ab!", was Du mit Rafaela geschafft hast! Ich hab Euch in Paaren gesehen, es aber zu spät mitbekommen, daß Ihr es seid - da warst Du dann schon wieder unterwegs.
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BeitragVerfasst am: 01.11.2007, 21:01    Titel:   Antworten mit Zitat

Hallo Jan,
danke für das Kompliment,

aber ein besonderer Dank für Deine Darstellung der unterschiedlichen Erfahrungen. Es ist interessant die weiter zu beobachten.

Gruß

Holger
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