juanita und ich

[karinsita]

Hi, ich möchte mich vorstellen. Ich bin Karin und schreibe im Auftrag meines Maultieres, Juanita... Sie meint, ich soll eine Kurzgeschichte über mein Leben in Beziehung zu Maultieen und Pferden schreiben, was ich auch gleich machen werde (und grübeln, wo ich es bei euch unterbringen kann -akzeptiere Rat, hab keine Ahnung und es wird bestimmt lang).
Wir (mein salvadoreanischer Mann und ich) leben in El Salvador und haben ein Pferd (Amador), ein Maultier (Juanita), 2 Chihuahuas (Cirilo und Jacinto) und eine Menge Wellensittiche die sich schrecklich schnell vermehren... Wir leben in der Stadt aber fahren jeden Morgen ganz früh zum Stall und reiten... Mehr darüber in meinem Bericht, später. Liebe Grüße, Karin und Juanita

[karinsita]

So fing alles an...
Also... es fing alles vor langer Zeit an (mag vielleicht 1971 gewesen sein). Wir leben in El Salvador. Warum? Meine Eltern waren deutsche, aber ich bin hier geboren, war zwischendurch einige Jahre in Deutschland (während des Bürgerkrieges hier, im Austausch, in den Schulferien, nach dem Abi hier war ich auf der Berufsschule in Hamburg, habe dort noch ein paar Jahre gearbeitet und dann wurde es mir doch zu kalt in Deutschland und ich flüchtete wieder nach Hause). Als ich klein war, hatten meine Eltern eine kleine Kaffeeplantage mit vielen Tieren. Meine Mutter liebte Tiere und hatte ein paar Pferde (o.ä... ha) und ein großes Maultier namens 'Sombra'. Die Pferde interessierten mich komischerweise nicht, ich wollte nur Sombra reiten. Jede Erntesaison (Nov.-Jan) waren wir dort, um 6 Uhr war Sombra fertig und mich sah man bis zum Mittagessen nicht... Sombra und ich waren unterwegs in den Bergen. Ich glaube, meine Eltern wussten garnicht, wo ich war... Hungrig kamen wir dann nach Hause. Da Sombra tritt und biss und mir zu groß war, konnte ich nie absteigen und wieder alleine aufsteigen, also musste ich entweder im Sattel essen (im Haus, im Esszimmer, vor dem Esstisch, auf dem Maultier), oder eine Mauer suchen, damit ich wieder aufs Maultier kam (was meistens nicht passierte). Hilfe? Gab es damals nicht... meine Mutter meinte: no pain, no gain... und, was dich nicht umbringt, macht dich stark... so wurde ich wohl stark. 1980 war ich ein Jahr in Deutschland im Austausch (hier herrschte wilder und gefährlicher Krieg), dort durfte ich in Wolfsburg, bei einer ganz tollen Familie leben. In den Schulferien und an Wochenenden kamen wir zum Reiterhof. IRRE!
Und so lernte ich den englischen Sattel kennen... Oh war das toll! Als ich dann 1981 wieder zurückkam, durfte ich hier auch in die Reitschule und ich fand es irre... so irre, dass ich kaum was für die Schule tat und irgendwann ich die 9. Klasse so gut fand , dass ich sie gleich zwei mal machen durfte... und so war meine Reiterzeit auch zuende... Logisch, heute verstehe ich meine Eltern...

Lange Zeit hat man von mir im Pferdemillieu nichts gehört und so ging mein Leben weiter, bis ich eines Tages (2003) wieder auf jemanden gestolpert bin. Er hatte sein Pferd bei meinem alten Reitlehrer im Stall und lud mich ein, wieder mal reinzusehen. Das tat ich dann auch und somit wurde ich wieder mit dem Pferde- und Reitfieber angesteckt. Wir machten 'endurance'. Ich bekam ein Pferd geliehen und sollte eigentlich nur mal mitmachen... und ich merkte garnicht wie und wann... dann hatte ich ein Pferd gekauft und war fleißig am trainieren. Als ich mein erstes Pokal (nennt man das im Reitsport auch so?) gewonnen, wusste ich, dass es sich nicht nur um eine Kurzgeschichte handelt. Da kam ich wieder auf meine alten Erinnerungen mit Sombra...

und wollte unbedingt ein Maultier haben. Natürlich ist das viel komplizierter als bei euch, Mulis gibts hier kaum und wenn, werden sie so gut wie nicht geritten und so schlecht erzogen, dass man lieber die Finger davon lässt. Leute haben Angst vor Maultieren, weil Menschen hier nicht Tierlieb sind und alles Mishandeln was geht und logisch... Maultieren tut man das nur einmal an... Aber... mein Schwiegervater hat sich umgesehen und mein Trainer auch. Nun hatte ich mir um die 6 Tiere angesehen und keins sagte so richtig "komm... wir zwei passen zusammen und werden Freunde"... bis mein Trainer ins Auto packte und meinte "Bereite dich auf eine interessante Reise vor" un nahm mich samt Freund und Schwiegervater zu einem Herren der Zuckerrohrplantagen hat. IRRE! Und... er hatte einen Kentuckyesel und ein paar Peruvianer Stuten und ... ja... 2 Mulis. Sobald ich die beiden sah, wußte ich, dass eine (sie hieß damals Valentina) mir gehören sollte. Ich durfte beide reiten und begucken und beurteilen. Valentina wars... aber... nein, Valentina war garnicht zu verkaufen! Na ja, irgendwann hatte ich den Herren Carlos auch überredet, dass entweder sie oder nix... Nach 'ner Woche habe ich Valentina umgetauft, bezahlt und mit Mühe und etwas Zwang auf einen Pick-up geladen und 120 km (für unsere Verhältinsse, sehr weit) in ihr neues Zuhause gefahren.
Juanita war mein eigenes Geburtstagsgeschenk und ich glaube, dass beste überhaupt. Sie war natürlich nicht ganz zarm, sie ließ sich nicht baden, sie wollte niemanden in ihre Box lassen und auf der Weide war es eine Folter sie wieder zu fangen, die Ohren waren ständig nach hinten... und und und....
Sie hatte allerdings nur 'andar', was dem 'Paso' oder sowas entspricht. Damit kam ich nirgends hin, denn der Schritt der Pferde in meiner Gruppe war ihr zu langsam und der Trab zu schnell... war nix! In der Gruppe beim Ausreiten total nervend! Also mussten wir ihr erstmal das Tempo wechseln. Logisch, schlau wie ein Maultier nun ist, hat sie es sofort begriffen.

Ein paar Monate später ist mein bester Camilo (mein Pferd) gestorben und ich wurde vom Schicksal gezwungen, aus Juanita meine beste Freundin zu machen. Camilos Tod war also der Auslöser einer wunderschönen Freundschaft, die ich jeden Tag genieße und die mir unendlich viel Spaß bereitet. Juanita trainierte auch mit einer Araberstute für Endurance und hatte ihr eigentlich nichts zu beneiden, sie wurde so schnell wie die Stute, aber viel stärker (vor Allem in den Bergen kam keiner so schnell mit...). Machte Spaß. Irgendwann hat es sich mit dem Endurancefieber gelegt und Juanita musste nur einmal kurz mitmachen. MIT EHREN! Seitdem reiten wir nur aus Spaß aber regelmäßig von Dienstag bis Freitag von 5 bis 7 Uhr und Sonntags bis 8 oder 9 Uhr aus. Manchmal auch Reitunterricht. Der Sonnenaufgang ist immer wieder toll, unser Klima genießt man so am besten und? Ja, ich bin vom Schicksal und von der Natur verwöhnt und kann mich eigentlich nicht beschweren, aber ohne Juanita oder ohne Maultier wäre es sicherlich halb so viel wert...

Seit 2 Jahren sind wir vom Stall umgezogen. Juanita und ihr Kumpel Amador (das Pferd von meinem Mann) leben jetzt in einer Stifftung ("Corralito"), in der Hippotherapie gemacht wird. Ein tolles Projekt, das den Romantisismus in und von meinem Leben mit Maultier nur verschlimmert. Dort war Juanita bis vor Kurzem das Lieblingstier der Kinder, aber seit ein paar Monaten ist "Nacho" dazu gekommen. Ein süßer Eselhengst ist nun ihr neuer Freund. Nacho ist allerdings ein bisschen verwirrt in seiner Funktion in der Stifftung. Ich glaube, er glaubt er ist ein Hund. Er darf frei rumlaufen und geht überall hin und rein, wo er will, was er will. Der hat auch ein tolles Leben. Nur wird er aber zu dick und die Leute hier wollen nicht glauben, dass es für ihn nicht gut ist! Na ja, ich werde noch daran arbeiten, dass er auf Diät gesetzt wird.

Ich reite Juanita jetzt schon seit über einem Jahr ohne Sattel, nur mit einem Pad und einem Poloübergurt (eigentlich ein modifizierter Sicherheitsgurt von einem Toyota, mit Schonbezug... selbstgemacht!). Sie benutzt auch nur eine Hackemore, kein Mundstück (oder wie man es nennt...). UND WIR FÜHLEN UNS TOTAL WOHL DABEI. Juanita sagt zu Allem JA und OK und auch wenn es oft "Mulifressende Monster" gibt (z.B. alte Reifen, die am Straßenrand liegen, oder große Steine... oder 'ne Tüte vielleicht!) sagt sie nicht nein. Man muss sie natürlich überzeugen, dass es doch kein Monster ist... Aber sie glaubt mir und sie versteht es dann auch. Wir reiten jeden Morgen durch Zuckerrohrplantagen, Kaffeewälder, einen Bach, Zitronenplantagen, Weiden, Gemüseplantagen, usw. Alles in klein, klar, das Land ist klein... Aber es ist doch jedes mal wieder toll, die Vulkane vor der aufgehenden Sonne zu sehen, die herrlichen Farben des Sonnenaufgangs... später ist es wegen der Hitze sowieso unmöglich... also muss man das alles mögen und genießen, oder Hobby wechseln... was natürlich nicht zur Debatte steht!

Da Leute hier von Natur aus schon Angst vor Eseln und Maultieren haben (und vor Hunden, Schnecken, Spinnen... alles was sie nicht kennen... dabei sind die Tiere hier nicht gefährlich, sondern die Menschen! HA), wundern sich alle erstrecht darüber, dass eine Frau ein Maultier reitet... und nur mit Pad und Hackemore! Interessant, wie wenig Leute über Maultiere wissen und wissen wollen... und wie verkehrt sie darüber zu wissen glauben...

Na ja, so ist dann wohl mein Leben. Bilder? Da hätte ich ein paar http://karinsitasita.hi5.com, ich hoffe, sie gefallen Euch.
Ich hoffe auch, euch mit meiner Geschichte nicht gelangweilt zu haben.
Seid aus den Tropen gegrüßt, und wenn ihr Maultierkurs habt, denkt an mich und trinkt einen auf Juanitas Gesundheit!
Bis bald, ich freue mich auf Kommentare (ich hoffe welche zu bekommen).
Bild
1. So kam Juanita zu mir (das arme Tier)
2. So wurde sie gebadet (ich glaube, zum ersten mal in ihrem Leben!)
3. Amador, Juanita und ich, schon etwas länger her.
4. Juanita und ich beim Frühstücken (ein Happen Papaya für mich, ein Happen für sie)
5. Die 'andere' kleine Liebe von Juanita: Nacho

[Gast87]

Hallo Karin

Super das wir im Forum mit dir so eine Bereicherung haben . Ist ja eine schöne Gegend in der du wohnst . Ich komme aus dm kalten Österreich .
Stammt deine Mulistute von einer Pasostute und töltet sie ? würde mich interessieren ,weil ich einen Pasomuli habe . Wie groß ist den deine Juanita ? Erzähl soviel du kannst ,sehr interessant von anderen Lebensweisen ,anderen Länder zu hören .

lg Helmut

[ninjo]

hallo karin;
superklasse, dass es mit der vorstellung geklappt hat. und nun noch mal ein "offiziellels" willkommen in unserem muliforum.
ich finde es total spannend, etwas von dir und deinem muli zu lesen.
es bereichert unser "europäisches" forum ungemein und ich freue mich schon sehr darauf weitere interessante details von dir zu erfahren.

gruß
jo

[ninjo]

karins beitrag über juanita ist ein wenig verrutscht, ich hab ihn mal hier reingestellt

[elke]

Hallo Karin, Deine Bilder sind sehr schön. Ich war auch positv überrascht als ich Eure Geschichte laß. Toll, das wir über so große Entfernungen vernetzt sein können.
Was war das für ein Fest, wo Eure Tiere so geschmückt waren?
Viele Grüße aus dem verschneiten und sehr kaltem Süddeutschland Elke

[Susanne]

Hallo Karin,

auch von mir ein herzliches Willkommen im Muliforum. Toll, dass wir über so große Entfernung kommunizieren können. Südamerika ist ein toller Kontinent. Als Jugendliche hab ich davon geträumt auch mal nach Südamerika zu gehen, hab sogar ein bischen Spanisch gelernt. Ist aber leider nichts daraus geworden, das Leben ist anders verlaufen.

Viele Grüße

Susanne

[Caprivi]

Hallo Karin,
eine lesesnswerte Vorstellung, mit der Du mich neugierig auf Bilder von Euren Ausritten in den Sonnenaufgang gemacht hast.
Gruß
Holger

[Palatina]

Hallo Karin,

auch von mir nochmal ein Herzliches Willkommen!

Freu mich schon darauf, mehr von dir zu lesen und zu sehen.


Viele Grüße aus dem Schnee!

Palatina

[karinsita]

[karinsita]

[karinsita]

[karinsita]

[karinsita]

[karinsita]

Also... nun bin ich k.o.! 72 Bilder und die meisten, mit Kommentaren, müssten hier http://www.hi5.com/friend/photos/di....167&ownerId=104891141 zu sehen sein. Wenn nicht, dann geht zu http://karinsitasita.hi5.com und sucht das Album 'AUSRITTE'.
Wer möchte, kann gerne eine Nachricht an den Bildern hinterlassen, Wenn man auf die Personen auf den Bildern klickt, sieht man den Namen, meistens. Ich hoffe, ihr guckt mal rein.
Liebe Grüße nochmal und bis bald,
Karin