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Kayson2006 Benutzer
Geschlecht: Anmeldungsdatum: 02.01.2013 Beiträge: 45
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Verfasst am: 19.01.2013, 15:50 Titel: |
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Hallo,
es ist sehr interessant, Eure Beiträge zu lesen. Ich habe im letzten Sommer versucht meinen Maultierwallach regelmäßig zu reiten und das kleine Schlitzohr lässt sich Satteln und zur Aufstiegshilfe führen.
Wenn ich dann aufsteige wartet er bis ich das Bein über seinen Rücken habe und dann geht es ab. Er buckerlt wie ein Rodeopferd über den ganzen Platz, er dreht sich beim Springen wie eine Spiralfeder. Nach 1/2 Runden hält er an, ich steige ab, weil ich den Sattel neu auflegen muss, steigen dann wieder auf und wir können dann ganz normal weiterarbeiten als ob nie was war.
Als Sattel verwende ich einen American flex Distanzsattel mit Westernpanels, der Gurt ist auch nicht so straff, ich habe die Vermutung er testet mich und wenn ich drauf bleibe können wir weitermachen. Wenn sich meine Frau beim Aufsteigen davor stellt passiert garnichts, dann läuft alles von Anfang an super. Aber leider fehlt die "helfende Hand". Meine Frau macht es ungern, da sie leider Angst hat.
Er hat es aber noch nicht geschafft, mich abzuwerfen (zum Glück). |
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sancho Erfahrener Benutzer
Anmeldungsdatum: 11.08.2010 Beiträge: 590
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Verfasst am: 19.01.2013, 19:14 Titel: |
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@Hanno "Englisch"-Sportsättel mit kurzen Trachten sind auch nicht für mehrstündige Ausritte konzipiert, genausowenig wie Westernsättel so gar nicht zum springen taugen.
Eine möglichst goße Auflagefläche kann und ist nicht der alleinige Maßstab, dass führt zu falschen Schlußfolgerungen. dass ein Sattel passen muss steht ausser Frage.
Ausschlaggebend ist m.A. nach der Trainings-Ausbildungszustand des Tieres, die Anforderungen und das reiterliche Vermögen. Ergo-eine große Auflagefläche macht noch lange kein entspanntes Tier. _________________ Umlasten und verschieben von Gewicht, mehr ist Reiten nicht! Gib der Bewegung eine Chance und finde die Balance! © P.R. |
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Nennen wied widd Neuer Benutzer
Alter: 63 Geschlecht: Anmeldungsdatum: 17.08.2012 Beiträge: 18
Wohnort: Eichelberg Entfernung: 0 km
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Verfasst am: 19.01.2013, 21:05 Titel: |
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Hi Sancho
Bin ganz deiner Meinung
LG |
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Julia Erfahrener Benutzer
Anmeldungsdatum: 31.12.2007 Beiträge: 202
Wohnort: Mehrstetten Entfernung: 0 km
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Verfasst am: 19.01.2013, 23:17 Titel: |
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Jeder Sattel hat seine Entwicklungsgeschichte und damit einen Zusammenhang mit der Reiterei, die ihn ihm gepflegt wird.
In Westernsätteln sitzt man wie im Dressursattel (übrigens auch ein Hohlsattel) mit langen Bein und nicht im leichten Sitz wie im Springsattel. Das Fliegen über Hindernisse ist einfach nicht mit einem bißchen nach vorn gebeugtem Oberkörper und weniger Gesäß im Sattel ausbalanziert möglich, sondern erfordert federnde Knie und den nach hinten gestreckten Popo (und das geht nicht bei Cantle oder hohem Hinterzwiesel).
Ob jetzt das Aussitzen und die große Auflagefläche bevorzugt wird oder der leichte, ausbalanzierte Sitz im Flachsattel gepflegt wird, hängt ein bißchen vom Tier und natürlich ganz viel auch vom Geschmack der Reitenden ab. In beiden Arten müßte es eigentlich so sein, daß, wenn man das Tier unter dem Reiter oder der Reiterin wegradiert (wie im Zeichentrickfilm), der Mensch auf den Füßen landen sollte.
Daran gilt es zu arbeiten.
Grüße
Julia |
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HannoPilartz Erfahrener Benutzer
Alter: 69 Geschlecht: Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 1201
Wohnort: Honerath/Adenau Entfernung: 0 km
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Verfasst am: 20.01.2013, 10:46 Titel: |
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Dass ein Reit-Tier - egal, welche Ohrenlänge - einen Reiter durch Buckeln "testet", kann ich mit nicht vorstellen.
Buckeln macht dem Tier genau so "Aua" wie dem Menschen!
Sowas macht ein Tier nur, wenn es ein ernstes Problem hat.
Das könnte im beschriebenen Fall der American Flex sein, der halt einfach nicht funktionieren KANN, die Teile liegen in der Mitte zwangsläufig hohl.
Halte ich aber eher für unwahrscheinlich, weil sich Probleme mit Sätteln, die nach dem "Panel-Prinzip" gebaut sind, eher schleichend nach längeren Ritten einstellen.
Wahrscheinlicher ist es, dass das Tier schlicht nicht daran gewöhnt wurde, etwas oberhalb seines Rückens zu sehen. Viele Equiden kriegen da zunächst mal Panik, weil in seinem Erbgedächtnis dort der Puma auftauchte, der ihm durch einen Schwung nach vorne im Anschluss nach dem Aufspringens die Kehle durchbeißen wollte.
Hat sich die mal so richtig fest gesetzt, wird daraus flott ein Verhaltensmuster.
Ich würde das Tier satteln und einen Stock mit Fahne anstelle des Reiters solide im Sattel befestigen. Schau' mal, was es dann macht. In jedem Fall bist DU dann noch am Boden, um es zu beruhigen, und zu belohnen, wenn es das fremdartige Objekt hoch über sich duldet.
Ein sehr gute Methode, ein junges Tier an irgendwas hoch über sich vorsichtig zu gewöhnen, ist "Poneying" oder Hand-Tier Reiten. Läuft das junge Tier dicht neben einem erfahrenen Reit-Tier, erlebt es Stimme und Körper des Reiters auch hoch über sich, nur etwas seitlich versetzt und ohne Gewicht.
Hat sich ein "Buckel-Muster" erstmal richtig "eingefressen", ist es nicht ganz so einfach, das wieder los zu werden...
@Julia: Der Leichte Sitz macht die Last des Reiters nicht leichter für das Tier, er bringt nur mehr Gewicht nach vorne in Richtung Trapezmuskeln, also da hin wo der Rücken eher weniger tragfähig ist.
Die Frage, ob "Leichter Sitz" ODER große Auflagefläche stellt sich m.E. nicht. Man kann in jedem Sattel Gewicht vom Gesäß in Richtung Bügel verlagern.
Den Hintern bei extrem kurzen Bügeln weit über den Hinterzwiesel hinaus nach hinten raus zu strecken, macht man wirklich zur beim "Fliegen" über Hindernisse am M-Höhe aufwärts. Grundsätzlich ist es beim Leichten Sitz dem Reittier aber völlig schnurz, wie hoch und wie weit hinten den Popo kommt, so lange es nicht über hohe Sprünge geht....
Der von Rolf Becher ("Prophet" des leichten Sitzes) gegeißelte "Pfefferstößel", also ein Reiter, der seinem Tier mit seinem Allerwertesten in der Lendenpartie herum poltert, gehört in die von Sancho-Peter angesprochene Kategorie Training, eben von jedem Reiter zu trainierende Geschmeidigkeit des Sitzes.
Du hast Recht, jeder Sattel hat seine Geschichte. Der in Deutschland heute übliche Sportsattel wurde von englischen Lordschaften erdacht, die das "Steeple Chasing", das wilde Reiten über Mauern und Hecken in gerader Linie auf den nächsten Kirchturm (Steeple) zu erfanden. Und die dabei regelmäßig Pferde zum Krüppel ritten, sie hatten ja genug....
Der Westernsattel war einmal ein Sattel für sehr lange Geländeritte, mit der Möglichkeit, mittels Sattelhorn ein Fangseil einzusetzen.
Heute sind die meisten Westernsättel leider zu Sportsätteln für Spezialdisziplinen (Reining, Pleasure, Barrel Racing, Cutting) verkommen. Dadurch haben sie fast immer einen Sitzschwerpunkt, der viel zu weit hinten liegt.
Gute Western-Arbeitssättel kauft man am besten da, wo die Teile im Rahmen extensiver Rinderhaltung noch ihrem ursprünglichen Zweck gemäß gebraucht werden, weil das wilde Gelände den Einsatz von Quads u.ä. nicht zulässt.
Sie unterscheiden sich von den Militärsätteln europäischer Bauart, die alle nach dem Prinzip der sog. "Mongolen-Pritsche" aufgebaut waren, vor allem dadurch, dass sie einen Reiter sehr viel dichter an den Rücken des Tieres setzen.
Daher erfordern sie noch viel notwendiger als der Militärsattel einen geschmeidigen Sitz.
Die Mongolen-Pritsche setzt den Reiter in eine Art Hängematte, die zwischen Vorder- und Hinterzwiesel hängt.
Hat den großen Vorteil, dass das Tier vor einem "rumpelnden" Sitz eines weniger geübten Reiters ein wenig geschützt ist.
Und es kommt recht viel Luft an den Rücken des Tieres.
DAS kann der Westernsattel so leider nicht, deshalb ist es heute noch unter Cowboys üblich, auf längeren Ritten den Rücken des Tieres kurz zu "lüften" ("Don't forget to air your poney's back").
Dass ein Reiter mit "wegradiertem" Reittier so aussieht wie ein Mensch der mit mehr oder weniger gebeugten Knien auf der Erde steht, mag schon sein. Das ist das berühmte Lot, welches durch Schulter, Hüfte und Knöchel gehen sollte.
Für das Tier macht es aber einen recht erheblichen Unterschied aus, wie viel Last dabei noch auf den Sitzhöckern des Menschen verbleibt. Davon hängt es ab, ob sein Rücken mehr vorne oder eher auch etwas weiter hinten, also etwa an der tiefsten Stelle der "Sattel-Lage" Last trägt.
@Sancho: Na klar spielt das Training von Tier und Reiter eine enorme Rolle. Aber völlig unabhängig davon bietet mehr Auflagefläche bei guter Passform halt mehr Komfort für das Tier, egal wie gut oder schlecht jemand sitzt.
Sicher, die Krönung an Tierschinderei ist ein untrainierter Reiter auf einem untrainierten Tier mit einem schlecht passenden VS-Sättel. _________________ Trouble rides a fast horse; Forgiveness rides a mule |
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sancho Erfahrener Benutzer
Anmeldungsdatum: 11.08.2010 Beiträge: 590
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Verfasst am: 20.01.2013, 23:24 Titel: |
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Wie dem auch sei...danke für eure Ausführungen!!!
Was man bei Sitz und Auflagefläche nicht vergessen sollte, nicht der Sattel trägt sondern das Tier.
Seit Heuschmann(danke an Ihn) ganz groß im Rennen, das Nackenband. DAS ist aber nicht alles! Ich erspare hier jedem die Ausführungen über Muskelgruppen-Sehnen und Sketettaufbau u.s.w....ich reite AUCH ohne Sattel ganz ohne Buckler , nicht über Stunden...aber um mein Balancegefühl zu trainieren (gerne mag man mich deshalb "Tierschinder" schimpfen). Nur ohne Sattel kann ich dieses Gefühl entwickeln, jeder Sattel verfälscht es. Das rührende ist, meine Tiere versuchen , sollte ich mal verutschen, durch einen Hopser zur Seite oder nach vorn, mich wieder an die richtige Stelle zu setzen(dies wird häufig auch als "böse, unberechenbar, oder austesten" falsch interpretiert, meine ich. Manchmal ist es einfach der Versuch das "Gewicht" an die "richtige" Stelle aus Equidensicht zu rücken.
Deshalb mein Standartspruch-“ älteres,erfahrenes Tier=unerfahrener Reiter, junges, unerfahrenes Tier=erfahrener Reiter...das passt, andersrum kann es nur zu Dramen führen.
Ich reite seit 45 Jahren und weiß nur zu gut das ein Equide das landen einer Fliege spürt. Punktueller Druck kann die Sensibilität der Faszien durcheinander bringen.
Heute spricht wieder aller Munde von Dehnungshaltung, seit Jahrhunderten der wichtigste Grundsatz der klassischen Reitlehre.Balance ist ein weiterer. Der ungekrönte König des berittenen Bogenschießen läßt seine Schüler von ungesattelten Pferden im Galopp die Pfeile fliegen, erst wenn sie die Balance haben dürfen sie einen Sattel verwenden.
Das Equipment bietet keine wirkliche Sicherheit. Der Umgang damit ist meiner Ansicht nach der Schlüssel des Glücks....und das gilt für Englische-Sportsättel genau so wie für den grossauflageflächigen Westernsattel. Klar kann man sich „Haftcreme“(in jedem gut sortiertem Reitgeschäft erhältlich) auf den Sattel schmieren, wer sich damit sicherer fühlt..., ein sehr bekannter Garrocha-Reiter lässt sich sogar im Sattel festbinden.(und damit mein ich nicht den Gürtelhaken für die Zügel.) ... .. und...der größte Komfort fürs Tier ist ein sicherer, geschmeidiger und sensibler Reiter der sein Tier kennt...kein Equipment kann das ausgleichen. Meine Ansicht. P.S. Richtig ist natürlich, eine große Auflagefläche KANN das Gewicht auf eine dementsprechend größere Fläche verteilen, wie sinnvoll und oder unsinnig das sein kann, ist im Sattelthread besser aufgehoben.
Gruß _________________ Umlasten und verschieben von Gewicht, mehr ist Reiten nicht! Gib der Bewegung eine Chance und finde die Balance! © P.R. |
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