Kreuzkrauthund ?

[Anja1]

Hallo,

mir geht seit einiger Zeit eine etwas krause Idee durch den Kopf. Aber Mulifreunde sind ja aufgeschlossene Menschen, deshalb möchte ich sie hier mal vorstellen und eure Meinung dazu hören.

Wir haben auf der Weide doch ein Problem mit Jakobskreuzkraut (wo ist der Kotz-Smiley???).

Mensch findet das Mistzeug nur sehr schlecht, außer wenn es blüht, und die kleinen Rosetten im Gras findet man schon garnicht. Pferd findet die Pflanzen offenbar sehr genau, denn sonst könnten sie um die größeren Exemplare nicht so exakt drumrum fressen. Und weil Pferd das Zeug, das es frißt, ja gar nicht so auf den Punkt sehen kann, muß Pferd das Kraut wohl am Geruch erkennen.

Da müßte es doch eigentlich möglich sein, einem Hund beizubringen daß er Kreuzkraut sucht??? Hunde suchen Trüffel, vermißte Personen, Bargeld, Rauschgift, Leichen, Sprengstoff..... sogar Krebszellen können sie erschnüffeln. Da müßten sie doch auch Kreuzkraut finden können, denk ich mir mal so. Im Prinzip kann man einen Hund doch auf alles trainieren, was irgend einen speziellen Geruch hat.

Ich denke da z.B. an Klickertraining. Ich habe damit noch keine praktische Erfahrung, aber so weit ich das bisher gehört habe kann man Hunden damit wirklich sehr viel beibringen.

Was haltet ihr von der Idee? Absurd, machbar, sinnvoll oder blödsinnig?

[andrathiel]

Hi Anja,

im Prinzip halte ich das für eine gute Idee. Allerdings wird es an deinem Hund liegen ob es klappt oder nicht. Zwar können Hunde prinzipiell ne Menge erschnüffeln, aber nicht alle lassen sich vernünftig daraufhin trainieren, so wie eben auch nicht jeder Mensch Leistungssportler werden mag.
Clickertraining wird dafür nicht nötig sein, es sei denn, du nutzt dies als Gelegenheit weil du eh schon immer diese geniale Methode ausprobieren wolltest . Aber wie andere Leute ihre Tiere auf den Clicker konditionieren (Click = richtig gemacht = Belohnung/Leckerlie), so würde ich auch deinen Hund auf's Kraut konditionieren:
Frisch gepflücktes Kraut dem Hund unter die Nase halten, Loben und Leckerlie geben. Ein paar Mal wiederholen. Dann Kraut und eine andere Pflanze, z.B. Gras in je einer Hand halten. Geht Hund mit Nase zum Gras, nix machen (auch nicht "Nein" oder "Falsch" sagen oder wegschieben oder so, das demotiviert). Geht Hund mit Nase ans Kraut, unglaublich loben und belohnen. Klappt der Wahlversuch noch nicht, nochmal nur Kraut in eine Hand nehmen und dann belohnen, wenn Hund Nase aktiv drauf zu bewegt. Dann immer mal wieder choice test probieren. Diesen dann so oft, bis er ziemlich sicher das Kraut dem Gras bevorzugt, jetzt kann auch gerne mal immer abwechselnd Kraut gegen andere Pflanze getestet werden, was halt noch so auf der Wiese wächst. Das ganze kann je nach Hund innerhalb von einer halben Stunde klappen (bei manchen Clicker-Cleveren Tieren kann es in Minuten gehen) oder es braucht mehrere Sitzungen und Tage, wenn der Hund erst das Lernen lernen muss. Geduld ist der Schlüssel!
Und dann kommt irgendwann der Test in der "real world", auf der Weide. Mit Hund da hingehen, wo's Kraut wächst und schauen was er macht. Falls er das Kommando"Such" kennt, kann man es nutzen aber am besten erst mal nix sagen. Und jedes gefundene Pflanzchen natürlich super loben und belohnen. Dann wird es für den Hund bald kein besseres Spiel mehr geben als auf der Weide zu suchen ...
Etwas schwieriger wird es noch, wenn Hund nur auf Kommando suchen soll, z.B. weil er beim Spaziergang auch für jedes Pflänzchen belohnt werden möchte... Komando erst einführen, wenn er sicher das Kraut findet, sonst wird es zu viel auf einmal. Und dann entweder nur auf der eigenen Wiese mit Leckerlie belohnen und außerhalb nur Stimmlob oder aber auf der Wiese beim betreten oder wann immer er lossuchen soll, das Kommando geben ("wo ist das Sch...zeug, such") und es eben nicht geben, wenn er nicht suchen soll. Trotzdem auch außerhalb der eigenen Wiese immer positiv auf Anzeigen reagieren, damit er es sich nicht wieder abgewöhnt.
Wie er einen Fund anzeigt wird dein Hund sicherlich selbst entwickeln, bellen, buddeln, wie auch immer er deine Aufmerksamkeit bekommt . Falls dir seine Methode nicht gefällt kannst du ihn umtrainieren aber erst, wenn er zuverlässig anzeigt. Wichtig ist nämlich, in ganz kleinen Schritten vor zu gehen, immer nur eines auf einmal zu trainieren. Bin sehr gespannt, ob es klappt!

Beste Grüße
Andra

[sattva]

Booaah Frau Thiel! Das ist ja mal ein tip! Was tue ich jetzt bloß? Hab kein jaköblich verschämtes Kreuzkraut. Soll ich mal aussäen?
Nee, dummer Scherz beiseite. Als hütehundgeschädigte bin ich natürlich für jeden Such- und Hütequatsch zu haben. Ich würde mal sagen, ich beteilige mich an dem Kreuzworträtsel mit - sagen wir mal eye-catching. Das Training könnte allerdings länger dauern, weil wir in unserer Gegend sowas meines Wissens noch nicht so häufig haben. Ich sag Euch Bescheid, wenn wir nennenswerte oder wenigstens humoristische Erfahrungen beizutragen haben.
Eure Sattva nach einem Hüteseminar, vergebt

[Anja1]

Vielen Dank Andra für die tolle, ausführliche Beschreibung. Das hilft mir auf jeden Fall beim Training!

Mir ist schon klar, daß es darauf ankommt ob einer meiner Hunde Lust dazu hat, das zu lernen. Weil es vermutlich jeder Hund erschnüffeln kann, aber nicht jeder das auch machen mag.

Meinem ersten Hund (einem sehr sehr pfiffigen Mischling mit viel Spieltrieb) habe ich "such verloren" beigebracht, und der fand mir sogar mal einen einzelnen vor Tagen verlorenen Schlüssel im hohen Gras. Dann wollte ich ihm beibringen, Pilze zu suchen, dazu hatte er aber überhaupt keine Lust. Vielleicht hätte es mit Trainingsmethoden wie Klickern geklappt, aber sowas gab es damals noch nicht.

Ich werde es einfach mal probieren, ob einer meiner zwei Rabauken Lust zu diesem Spiel hat. Wenn nicht, ist ja auch nichts kaputt, dann hab ich die gleiche Situation wie jetzt und muß halt weiter alleine suchen.

Das Clickern wollte ich schon länger mal probieren, hab mir nur nie die Zeit dazu genommen. Ist vielleicht eine gute Gelegenheit, damit anzufangen.

[luna]

Coole Idee - glücklicherweise haben wir (glaube ich) keine Jakobskreuzkraut auf unseren Weiden. Werde es aber nochmal genauer abchecken und Luna (meine Namensgeberin für Forum ) gegebenenfalls drauf trainieren. Sie kennt Klickern schon, könnte ich also nutzen. Besonders toll wäre dann noch Ausbuddeln (Buddeln kann sie schon auf Befehl) und apportieren . Aufpassen muss man nur, dass die Viehchers nicht meinen, sie sollten das Zeug fressen - wer weiß ob das nicht auch für Carnivore giftig ist...
Und Buddeln auf der Weide ist natürlich eigentlich auch keine besonders gute Idee, weil so Löcher ja ganz schön gefährlich sein können, wenn die Pferde/Mulis/Esel freudig geladen auf die Weide gelassen werden und ihre Galopprunden drehen!!! Aber das Suchen an sich: genial!

[Anja1]

Ich denke, wenn es klappt daß ein Hund das Zeug sucht sollte man ihm beibringen es nur anzuzeigen, z.B. durch hinsetzen oder bellen. Müßte schon machbar sein, ein Hund der Landminen sucht darf sie schließlich auch nicht selber entschärfen .

Gestern hab ich mal wieder so 100 m Zaun abgesteckt und so "nebenbei" ´nen ganzen Eimer Kreuzkraut gefunden . Ich habe den Eindruck nach jedem Regen legt das Zeug aufs neue richtig los. Wäre also ein reiches Betätigungsfeld für einen Suchhund. Hoffentlich hat einer meiner Wuffis Lust auf dieses Spiel.

[Anja1]

@Andra
Ich fürchte mein Projekt scheitert am Desinteresse meiner vierpfotigen Mitarbeiter. Schade, dabei hätte ich sooo viel Betätigungsfeld auf unseren Wiesen. Aber sie haben einfach bis jetzt null Interesse an diesem Kraut und zeigen das auch sehr deutlich. Oder ich habe es noch nicht oft genug probiert.

Wie oft soll man mit dem Klicker üben? Ich hatte teilweise 2 Tage Pause dazwischen, das war glaub ich schlecht. Oder sind meine beiden Wuffs schon zu alt für so neue Sachen? Der jüngere ist jetzt 6 Jahre, und ich habe bisher halt noch nie etwas in dieser Richtung mit ihm gemacht. Wenn es um Ballspielen geht ist er schon noch sehr verspielt, allerdings "jagt" er den immer mit den Augen, wenn er ihn nicht sieht hat er meistens nicht viel Lust zum suchen.

Wenn er absolut nicht mag kann ich natürlich nichts machen, aber vielleicht mache ich ja auch etwas falsch oder muß dem ganzen einfach noch länger Zeit geben.

[elke]

Hallo Anja1,
ich denke, das ist immer so: Wenn man zu viel will, dann klappt es nicht so schnell.
Wenn Deine Hunde aufspüren noch nicht gelernt bekommen haben, das geht auch nicht so schnell. Und etwas Talent brauchen sie ja auch.
Wenn er ein Lieblingsspielzeug hat: Versteck es am Kreuzkraut, und sag ihm er solle es suchen. Wenn er es hat, dann loben und damit spielen lassen. So kannst Du das JKK ihm "spielerisch" suchen lassen. Dies braucht aber Zeit und keinen Zwang oder Druck.
Gruß Elke

[andrathiel]

Hallo Anja,
ist natürlich sehr schwer per Ferndiagnose, da ich auch nicht ganz verstehe, was denn nicht klappt. Ich vermute aber einfach mal, dass du bei den basics zu ungeduldig bist
Halte deinem Hund mal etwas Kraut unter die Nase. vermutlich geht er mit der Nase näher ran, 1 cm richtige Richtung reicht schon! Click und Belohnen. Immer wieder, bis er merkt, da soll er mit der Nase ran, das ist guuuut! Halt auch mal bißchen weiter weg halten oder leere Hand und Krauthand hinhalten, Click und Lecker gibt es nur, wenn die nase zum Kraut geht! Wichtig ist auch, die hand mit lecker als Alternative zum Kraut hinzuhalten. Klar wid er erst mal die gut riechnde Hand "abschlapper" aber das ist egal, machen lassen. Irgendwann gibt er auf und nimmt die nase zur Krauthand, weil, da gab es doch eben was, auch wenn's nicht so gut riecht. Und Bingo, Ckick und Belohnung!
Sollte mich echt wundern wenn auf diese weise nicht Kreuzkrautr attraktiv wird...
Cheers
Andra

p.s. 2 Tage Pause machen nix, Hunde lernen mit Langzeitgedächtnis...

[sattva]

That'll do!

[Anja1]

Danke für die weiteren Tipps.

Ich bin über die "basics" noch gar nicht hinaus, beim Aufspüren sind wir noch lange nicht. Mein Rüde macht allmählich auch mit, seit ich den "Jackpot" mit einbaue. Immer die gleiche Mini-Belohnung war ihm zu langweilig. Das hatte ich unterschätzt, weil er sehr verfressen ist. Aber ab und zu ein Jackpot muß sein. Meine Hündin mag garnicht, gut, dann halt nicht. Ich mache wirklich keinen Druck, mir ist schon klar, daß es nur klappen kann wenn sie Spaß dran haben.

[Anja1]

Ich glaube unser Findelkind hat durchaus Interesse an Klickertraining und Suchspielen. Und so jung wie sie ist braucht sie sowieso unbedingt Beschäftigung und neues zu lernen. Vielleicht hat sie dann mit der Zeit Spaß daran, Kreuzkraut zu suchen.

Ich habe jetzt ein Stück Pflanze in ein Schraubglas gesteckt, damit sie nicht in Versuchung kommt, reinzubeissen, und auch nicht dauernd die Nase direkt dranhält. Sie hat schon mal kapiert: Ins Glas schnuppern bringt C+B, Click und Belohnung.

Demnächst buddel ich eine Jungpflanze aus und setze die in das Glas, denn um die kleinen Biester geht es mir beim Suchen vor allem. Kann sein daß die kleinen Pflanzen ein bißchen anders riechen als die großen (sonst würden die Pferde sie auch nicht fressen), deshalb denke ich, ich übe am besten gleich mit kleinen Pflanzen. Als nächste Stufe kommt dann: Ein Glas mit JKK, eins mit irgendwas anderem, oder auch mal ein leeres Glas. So wie sich unsere Kleine benimmt hat sie Spaß an solchen Spielen.

Ich habe es nicht eilig, sie muß sich in nächster Zeit schließlich erst mal vor allem um ihre Jungen kümmern. Aber vielleicht ist sie irgendwann im Herbst/Winter so weit, daß sie mit mir auf Kreuzkrautsuche gehen kann und will. Das ist dann früh genug. Vielleicht kriege ich unsere Wiesen dann doch noch weitgehend JKK-frei und wir können nächstes Jahr unser Heu selber machen.

[muffel]

ich finde die idee supertoll.
warum sollte ein hund nicht auf kreuzkraut reagieren?
du wirst sehen, das wird ein renner und du wirst reicht damit, weil alle dich und deinen schnüffelhund mieten werden

[Anja1]

Aufgegeben hab ich meine Idee mit dem Kreuzkrauthund noch nicht, nur hätte ich natürlich den Winter über üben sollen und das habe ich nicht getan.

In welchem Alter kann man denn mit Junghunden anfangen, so etwas zu trainieren? Unsere drei sind jetzt 9 Monate alt.

Ich habe jetzt mit der Hundemama angefangen Kreuzkraut suchen. Sie ist sehr verfressen und daher mit Leckerchen + Clicker gut zu begeistern. Inzwischen habe ich sie so weit, daß sie mir eine (von mir hingelegte) Kreuzkraut-Jungpflanze im Gras erschnüffelt. Ich bin mir nur nicht sicher, ob sie das sucht, was nach mir riecht, oder tatsächlich die Pflanze. Da kommt dann die "Stunde der Wahrheit" wenn wir wirklich auf der Wiese suchen und sie Pflanzen finden soll, die ich noch nicht in der Hand hatte.

Ich würde ihr gerne beibringen, daß sie die Pflanzen richtig anzeigt. Hat jemand eine Idee, wie ich ihr das beibringen kann? Daß sie wenn sie fündig wird bellt oder sich hinsetzt oder so?

Manchmal findet sie die Pflanze wirklich gut, manchmal ist sie auch so hektisch daß sie dran vorbei läuft. Sie ist überhaupt ein absolutes Temperamentsbündel und platzt immer schier vor Eifer wenn man irgendwas mit ihr macht.