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elke Supermoderator
Alter: 57
Anmeldungsdatum: 11.01.2007 Beiträge: 3757
Wohnort: Raum Stuttgart Entfernung: 0 km
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Verfasst am: 03.10.2012, 13:50 Titel: Ängstliches Muli |
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Hallo,
viele kennen die Vor-Geschichte von Ben.
Vielleicht könnt Ihr mir helfen, oder Tipps geben mir einen Weg zu ihm aufzeigen:
Ben ist sehr scheu und ängstlich. Er orientliert sich sehr stark an Tobi meinem großen Muli(1,52 m). Selber ist er 1,13 m groß.
Zur Zeit kann man ihn nur an der Nase streicheln, evtl noch an der Stirn.
Auf ein Rufen kommt er schon, aber ein größerer Sicherheitsabstand muß sein.
Wie würdet Ihr vorgehen?
Danke!
Liebe Grüße Elke |
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loonylovegood Erfahrener Benutzer
Anmeldungsdatum: 19.09.2008 Beiträge: 333
Wohnort: Rhein-Lahn-Kreis Entfernung: 0 km
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Verfasst am: 03.10.2012, 21:03 Titel: |
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Hi Elke,
mein ganz laienhafter Tipp: Liebe geht durch den Magen und viiieeel Geduld |
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roschels Erfahrener Benutzer
Geschlecht: Anmeldungsdatum: 31.10.2010 Beiträge: 502
Wohnort: 57632 Giershausen
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Verfasst am: 04.10.2012, 10:19 Titel: |
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Hallo Elke,
Kennst Du das Buch von Ray Hunt: "Harmonie mit Pferden"?
Ray Hunt beschreibt darin sehr anschaulich seine Herangehensweise, wenn ein Equide etwas lernen oder sein Verhalten änder soll.
!. "Mach das Falsche schwierig und das richtige leicht!"
2. "Mach Deine Idee zu seiner Idee, so daß er meint, was Du möchtest sei sein eigener Wunsch, es zu tun."
3. "Laß es geschehen, zwinge ihn nicht!"
So mal die Kurzformel. Das Buch ist absolut lesenswert und nicht zum verschenken geeignet - man sollte öfter wieder hineinschauen und sich die wichtigen Dinge vergegenwärtigen!
Auf Ben bezogen:
Kannst Du Tobi kraulen, so daß er mit seinem ganzen Körper Wohlbefinden ausdrückt? Wenn ja, könntest Du das so tun, daß Ben das sehen kann, aber Du mit dem Rücken oder mit der Seite zu Ben stehst, daß Du ihn also scheinbar nicht beachtest?
Ben könnte so erfahren, daß Tobi Deine Nähe mag, könnte schon mal unbeobachtet (!!!) diese schöne Körperhaltung ausprobieren, Dich von hinten ohne Druck mit allen Sinnen wahrnehmen,... Wenn Ben glaubt, daß Du ihm gar nicht auf die Pelle rücken willst, kann er den Wunsch entwickeln, auch so schön entspannt zu sein wie Tobi, er kann jedes Mal, wenn Du Tobi kraulst, 5 cm näher an Euch herankommen - und immer wieder die Erfahrung machen, daß ihm dabei nix passiert. In einem Monat könnte er vielleicht schon von hinten seine Nase an Deinen Hintern stupsen: "He, darf ich auch mal?"
Ich glaube, daß Du da noch ein gutes Stück Weg vor Dir hast, aber wenn er selbst den Wunsch entwickelt, mit Dir zu tun haben zu wollen, hat er begonnen, Vertrauen zulassen zu wollen und weitere Schritte werden dann einfacher sein, als wenn Du ihn zwangsbeschmusen würdest.
Keine leichte Aufgabe, aber wenn ers mal geschnallt hat, könnte es eine GUTE Freudschaft werden!
Ich wünsche Die entsprechend Mut und Ausdauer !
Viele Grüße ,
Kirsten |
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elke Supermoderator
Alter: 57
Anmeldungsdatum: 11.01.2007 Beiträge: 3757
Wohnort: Raum Stuttgart Entfernung: 0 km
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Verfasst am: 04.10.2012, 12:55 Titel: |
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Hallo,
danke dann sind wir schon auf dem richtigen Weg. nur ist er sehr lang...
Liebe Grüße Elke |
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migo Erfahrener Benutzer
Alter: 63 Geschlecht: Anmeldungsdatum: 04.08.2012 Beiträge: 107
Wohnort: Ostseestrand Entfernung: 0 km
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Verfasst am: 04.10.2012, 16:35 Titel: |
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hallo elke,das problem hatte ich mit migo ja auch.ich brauchte einfach nur geduld und davon ganz viel.hinzu kam,dass ich anfangs rund um die uhr bei ihm war.habe sogar im stall geschlafen und er hatte zugang zu mir.so konnte er sich an mich gewöhnen.ich habe auf der weide gesessen,möhren neben mir und gelesen.mit anderen worten,ich war ständig präsent.das ging natürlich nur,weil es auch mein arbeitsplatz ist.über diesen weg habe ich ihn echt gekriegt.ich wünsche dir viel geduld und noch mehr spass mit ben. lg manu |
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Kathrin Erfahrener Benutzer
Alter: 61 Geschlecht: Anmeldungsdatum: 17.07.2007 Beiträge: 614
Wohnort: Dollrottfeld bei Süderbrarup bei Kappeln in Schleswig- Holstein Entfernung: 0 km
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Verfasst am: 04.10.2012, 22:09 Titel: |
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Der Satz von der ´Lamaflüsterin´Marty Mc Gee . den ich mir gemerkt habe ( und Lamas sind seehr vorsichtig!!):
"Es kommt nicht darauf an, wie viel Zeit du im Stall verbringst, sondern wie du dich benimmst, wenn du da bist!"
Mulani hat damals auch eine ganze Zeit gebraucht, bis sie sich wirklich anfassen lassen hat. Aber ich habe auch den Fehler gemacht, aufdringlich zu sein. ICH wollte, dass sie GESTREICHELT WIRD, es MÖGEN SOLL.-
Dräng dich nicht auf. Sei kein Raubtier. Ein Raubtier weicht nicht zurück, es wartet ab und geht dann weiter auf ´Angriff´, schleicht sich weiter an. Wir Menschen machen den Fehler, dass wir die kurze Gutgläubigkeit, die kurzen Vertrauensminuten ausnutzen und meinen, weiter rangehen zu dürfen/ müssen. Nein!! Belohne das Stehenbleiben, das Aushalten der Situation, in dem Du zurückweichst! Weiche zurück in der Sekunde, wo ein Unwohlsein im Tier entsteht (ein kleiner Schritt reicht), und es wird Dir mehr vertrauen! Lasse ihm immer einen sichtbaren Fluchtweg, und es wird dir mehr vertrauen, es länger aushalten, wenn es weiß, es könnte weg, wenn es eine Wahl hat. Dann kannst du dich wieder etwas weiter nähern. Und sofort zurückziehen (ein Schritt), wenn es nur den Gedanken von zu viel Nähe zeigt. Usw.
Es ist wie flirten, wie das langsame zueinander finden. Ich glaube jede Frau kennt diese aufdringlichen Typen, die wegen eines netten Wortes oder Lächelns gleich an die Buletten wollen- die sind doch widerlich, oder?! Aber wenn er immer wieder etwas Abstand hält und kurz näher kommt, wie das imn Gespräch oder Party so ist..und so.. dann hat er schon eher eine Chance.
Wenn du ihn einfangen willst, gehe parallel mit ihm, und wenn er stoppt, stoppe auch sofort. Er wird dir wahrscheinlich erstaunt den Kopf zuwenden, und vielleicht darfst du dann näher kommen. Und wenn er wieder losgeht, das selbe Spiel noch mal. Das hat bei Fernando sehr gut funktioniert.
Und ansonsten kann ich nur immer wieder sagen: NATURAL HORSEMANSHIP!!! Das war der Durchbruch bei meinem ängstlichen Fernando. Ohne diese Entdeckung wäre sein - und mein!- Leben in eine ganz andere Richtung gegangen! Das hat uns eine gemeinsame Sprache geschenkt und ihm Selbstbewusstsein und Vertrauen gegeben.
Kathrin _________________ Ein Muli hat die Austrahlung des Pferdes und den Charme des Esels |
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helga Erfahrener Benutzer
Alter: 70 Geschlecht: Anmeldungsdatum: 13.12.2009 Beiträge: 832
Wohnort: Paliouri/Griechenland Entfernung: 0 km
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Verfasst am: 05.10.2012, 08:09 Titel: |
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Liebe Elke,
ja, Kathrin hat den weg genau beschrieben!
Und nimm oft den "umweg" ueber Tobi!
Mulis lernen "mit den augen" und entscheiden dann fuer sich, wann der richtige moment gekommen ist.
Geduld, geduld und positive, relaxte einstellung, dann hast du erfolg, elke!
liebe gruesse von helga _________________ Schon das Aeussere des Tieres hat etwas an sich, das dem Inneren des Menschen gut tut. |
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HannoPilartz Erfahrener Benutzer
Alter: 69 Geschlecht: Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 1201
Wohnort: Honerath/Adenau Entfernung: 0 km
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Verfasst am: 05.10.2012, 08:27 Titel: |
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Elke, Helga hat völlig Recht!
Wir Menschen nehmen uns oft viel zu wichtig!
Dein Ben hat längst gesehen, dass Tobi Dich mag, und Du ihn.
Er ist sich nur noch nicht sicher, ob das auch für ihn gilt, er ist ja nu' nich' Tobis Zwillingsbruder.
Lass' ihn noch eine Weile das Ganze beobachten, und zeig' ihm aus deutlicher Respekt-Entfernung, dass für ihn das Gleiche gilt wie für Tobi...
Wenn er darüber lange genug nachgedacht hat, kommt er schon, ganz von alleine!
Von unseren 4 Pferden, drei Mulis, 2 Eseln, 6 Katzen und einem Hund gibt es einen Esel, der manchmal beim Schmusen - aber nur anfangs - etwas zurückhaltend ist, zwei Katzen mögen (fast) gar nicht, und zwei nur vorsichtig, nach Lust, Laune und Tagesform.
Wichtig ist bei sowas sicher auch, was Kathrin schreibt, nämlich Zurückhaltung akzeptieren und warten, bis das Tier deutlich zeigt, dass es möchte.
Manche Leute halten es für "Natural Horsemanship", wenn man die Persönlichkeit und vor allem das Selbstschutzbedürfnis von Tieren respektiert.
Dabei ist das nur gesunder Menschenverstand im Umgang mit Tieren....
Und da der Prophet im eigenen Land nie was gilt, waren es vor allem die Dorrance-Brüder und ihr Freund Ray Hunt, die das - für mich und viele andere - vor ca. 15 Jahren hier in Deutschland populär gemacht haben....
Den Tieren isses egal, wie wir's nennen.....
Gruß _________________ Trouble rides a fast horse; Forgiveness rides a mule |
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Kathrin Erfahrener Benutzer
Alter: 61 Geschlecht: Anmeldungsdatum: 17.07.2007 Beiträge: 614
Wohnort: Dollrottfeld bei Süderbrarup bei Kappeln in Schleswig- Holstein Entfernung: 0 km
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Verfasst am: 05.10.2012, 10:36 Titel: |
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Natural Horsemanship bedeutet für mich, die Sprache des anderen, des Equiden, zu erlernen. Das ist mit gesundem Menschenverstand nicht getan, da wir- und da bin ich nicht die einzige!- es von der Wiege auf an anders vermittelt bekommen haben. Man lernt, den Fokus zu verschieben. Ich deute auf das Wort LERNEN. Man kann viele Signale geben, die zweideutig sind für vorsichtige Tiere, weshalb sie sich dann nicht wirklich sicher fühlen und nicht kommen. (Das kann man eine lange Zeit machen, bis sie vielleicht diese Signale akzeptieren lernen. ) Eine Fremdsprache lernen wir über viele Jahre, und das ist nur Verständigung zwischen Menschen!! Tiere können übrigens sehr begrenzt Fremdsprachen lernen.
Ich war, bevor ich mich auf die Schulbank des NHS gesetzt habe (vor ca. knapp einem Jahr), auch völlig und eindeutig überzeugt, mit meinem gesunden Menschenverstand meine Tiere optimal im Griff zu haben. Ich hatte sie sehr gut im Griff, in der Tat. Jetzt habe ich neue Welten kennen gelernt. Und einige Signale, die bei dem sensiblen= feinen, aufnahmebereiten, vorbelasteten Fernando Unsicherheit erzeugten, bzw. andere gelernt, die ihm diese nehmen. Und ich kann mir gut vorstellen, das ein guter Horsemanschipper ein vorsichtiges Tier an einem Wo-ende überzeugt. Zeit ist gut, aber Wissen ist besser!
Kathrin _________________ Ein Muli hat die Austrahlung des Pferdes und den Charme des Esels |
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elke Supermoderator
Alter: 57
Anmeldungsdatum: 11.01.2007 Beiträge: 3757
Wohnort: Raum Stuttgart Entfernung: 0 km
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Verfasst am: 05.10.2012, 20:30 Titel: |
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Guten Abend,
danke an alle und an Kathrin für das ausführliche auflisten...
Heute kam eine Bekannte vorbei( nicht aus diesem Forum )
Sie erklärte und zeigte mir an Tobi wenige Tellington Touch Übungen. Und schwupp die Wupp war Ben in der Nähe und hat uns fast mit der Nase angestoßen
Jetzt kann ich Tobi touchen und in Gedanken an Ben denken. So kann es sich damit anfreunden und irgendwann mit Tobi tauschen.
Immerhin hat er heute wieder mit Tobi zusammen gewiehert als ich sie rief.
Liebe Grüße Elke |
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Kathrin Erfahrener Benutzer
Alter: 61 Geschlecht: Anmeldungsdatum: 17.07.2007 Beiträge: 614
Wohnort: Dollrottfeld bei Süderbrarup bei Kappeln in Schleswig- Holstein Entfernung: 0 km
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Verfasst am: 05.10.2012, 22:37 Titel: |
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Diese ´problematischen´Tiere sind unsere besten Lehrmeister!!
Kathrin _________________ Ein Muli hat die Austrahlung des Pferdes und den Charme des Esels |
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