Anita Erfahrener Benutzer
Anmeldungsdatum: 13.02.2005 Beiträge: 990
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Verfasst am: 01.03.2006, 11:20 Titel: |
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Pferde-Identifikation
Mikrochip ist die Lösung der Zukunft
Eine 15-stellige Zahlenkombination wird voraussichtlich ab dem Jahr 2007 jedem Pferd in der Schweiz zugeteilt. Die Nummer wird zwar von aussen nicht sichtbar sein, mit einem speziellen Lesegerät kann jedoch der Chip - welcher in der Mitte der linken Halsseite unter dem Kamm implantiert wird - jederzeit entziffert werden.
Yvonne Wickart
Eine 15-stellige Zahlenkombination wird voraussichtlich ab dem Jahr 2007 jedem Pferd in der Schweiz zugeteilt. Die Nummer wird zwar von aussen nicht sichtbar sein, mit einem speziellen Lesegerät kann jedoch der Chip - welcher in der Mitte der linken Halsseite unter dem Kamm implantiert wird - jederzeit entziffert werden. Einige Pferde sind bereits gechipt. 'In der Schweiz fehlt momentan noch die rechtliche Grundlage für diese Art von Identifikation eines jeden Pferdes', erklärt Dr. Stéphane Montavon, Beauftragter für Pferdeidentifikation des Schweizerischen Verbands für Pferdesport (SVPS). Aus der Revision der Tierseuchenverordnung wird jedoch im nächsten Jahr ein Obligatorium für das Chipen aller Pferde in der Schweiz hervorgehen. Diese Identifikation hilft die Tierarzneimittelverordnung, welche seit September 2004 alle Pferde in der Schweiz in Nutz- oder Heimtiere einteilt, umzusetzen. Denn für Nutztiere - welche in die Lebensmittelkette gelangen können - gelten strengere Bestimmungen beim Einsatz von Medikamenten als bei Heimtieren. Letztere müssen nach der Tötung auf Kosten ihrer Besitzer 'entsorgt' werden. Der so entstehende finanzielle Verlust liegt zwischen 1500 und 2000 Franken. Im Zusammenhang mit dem Nutztierstatus werden künftig vor allem auch die Freibergerzüchter ins Visier genommen. Denn rund zwei Drittel der Freibergerfohlen gelangen in die Fleischproduktion. Diese Tiere dürften nach den neuen gesetzlichen Bestimmungen nur gechipt den Gang zur Metzg antreten. 'Dies löst momentan Diskussionen darüber aus, wer die Kosten für das Chipen der Fohlen tragen soll', weiss Stéphane Montavon. Zudem wird es noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis alle Schlachter die Kontrollen pflichtbewusst und korrekt durchführen werden. Die Heimtiererklärung ist im Equidenpass vermerkt und ist unwiderruflich.
Fälschungssicherer Chip
Der kleine Transponder im Pferdehals ist jedoch nicht nur für die Lebensmittelkontrolle von Vorteil. Dank dem Chip können Sportpferde an Turnieren unkompliziert und schnell identifiziert werden. Die 15-stelligen, fälschungssicheren Zahlen, welche auf den Transpondern unwiderruflich gespeichert werden, sind bei der Datenbankverwaltung Anis (Animal Identity Service AG) in Bern registriert. Dem SVPS werden diese Daten künftig zur Verfügung stehen. Für den Pferdebesitzer hat die schmerzfreie Implantation der winzigen medizinischen Bioglaskapsel bei seinem Vierbeiner einen weiteren Vorteil: Bei gestohlenen Tieren kann der rechtsmässige Eigentümer ausfindig gemacht werden. 'Das Chipen wurde ursprünglich als Diebstahlschutz bei Kunstgemälden angewandt', erklärt der Tierarzt. Das Entfernen eines Chips ist nicht ohne weiteres möglich. 'Der Chip wird ins Fett oder in die Muskulatur gespritzt. Will man ihn entfernen, wird gleichzeitig ein Stück Fett oder Muskulatur herausgeschnitten, was nach dem Eingriff sichtbar bleibt. Durch Bestrahlung kann ein Chip zwar zerstört werden, allerdings würde ein Pferd eine solche Behandlung nicht überleben', erklärt Stéphane Montavon die Sicherheit des Transponders. Ein implantierter Chip kann sich unter Umständen im Gewebe minim verschieben. Deshalb muss der Anwender eines Lesegerätes sich manchmal ein bisschen in Geduld üben und nicht gleich davon ausgehen, dass kein Chip vorhanden sei und einen neuen implantieren. Alle ISO-genormten Transponder können momentan mit Hilfe von Lesegeräten dreier verschiedener Hersteller entziffert werden. Der zum jetzigen Zeitpunkt verwendete Chip ist nicht programmierbar. Das heisst, neben der 15-stelligen Zahl können keine weiteren Daten gespeichert werden. So können Chips, welche bei automatischen Pferdefütterungssystemen eingesetzt werden, nicht gleichzeitig als offizielle Identifikationen dienen. Solche Pferde müssen zwei Glaskapseln tragen. 'Programmierbare Transponder sind allerdings eine Frage der Zeit. So werden dann beispielsweise Röntgenbilder auf den Chip gespeichert werden können', schaut der Tierarzt in die Zukunft.
Pass weiterhin notwendig
Nichtsdestotrotz reicht der Chip als alleinige Identifikation des Pferdes nicht aus. Weiterhin wird ein gültiger Pass oder ein Identifikationsausweis den Vierbeiner durchs Leben begleiten. In der Schweiz dürfen Pferdepässe hauptsächlich von Tierärzten, welche vom SVPS als so genannte Pass-Veterinäre anerkannt sind, ausgefüllt werden. Um diesen Status zu erreichen, müssen die Tierärzte einen eintägigen Pferdeidentifikationskurs besuchen. Anhand von unzähligen Beispielen wird den Teilnehmern aufgezeigt, welche Merkmale als graphische Signalemente im Pass eingetragen und beschrieben werden müssen. Eine grosse Rolle spielen dabei die Abzeichen und Fellwirbel der Pferde. Bei einem Wirbel strömen normalerweise die Haare aus einem Punkt heraus. 'Zwischen Ohren und Widerrist unterhalb des Mähnenkamms findet man bei fast jedem Pferd Wirbel. Sie werden im Pass mit einem schwarzen Andreaskreuz eingezeichnet', führt der Tierarzt aus. Ein Wirbel, der äusserst selten fehlt, ist der Stirnwirbel. 'Weist ein Pferd keinen Stirnwirbel auf, ist das ebenfalls ein Merkmal, das eingetragen werden muss.' Fellwirbel verändern sich nicht und eignen sich deshalb gut für die Identifikation. Das Auffinden der Wirbel erfordert jedoch sorgfältiges Arbeiten, da leicht einer übersehen werden kann oder das Aufeinandertreffen verschiedener Haarwuchsrichtungen fälschlicherweise oft als Wirbel deklariert wird.
Abzeichen einzeichnen
Auch Abzeichen wie Stern, Blesse oder Schnippe zeichnen ein Pferd. Dabei muss der Tierarzt allerdings immer bedenken, dass sich Abzeichen beispielsweise bei jungen Apfelschimmeln noch stark verändern, respektive verschwinden können. Neu erworbene Abzeichen wie beispielsweise weisse Flecken nach einem Satteldruck oder eine Narbe können durch einen berechtigten Tierarzt nachträglich eingetragen werden. Weisse Abzeichen werden mit rotem Stift im Pass vermerkt. Narben, zu denen auch Brände zählen, werden mit einem schwarzen Pfeil gekennzeichnet. Weist ein Pferd keine Abzeichen auf, hilft die individuelle Form der Kastanie, das Pferd zu identifizieren. Zudem müssen depigmentierte Hufflächen in der Passgraphik rot ausgefüllt werden. 'Und vergessen Sie nicht nachzuschauen, ob es sich um einen Hengst, Wallach oder eine Stute handelt.
Vor lauter Wirbeln und Abzeichen geht die Geschlechterbezeichnung gern unter', weiss Stéphane Montavon. Mit der immer bunter werdenden Rassenpalette steigen auch die Ansprüche an die Passgraphiker. 'Übung und Freude an Präzisionsarbeit sind Voraussetzungen für eine qualitativ gut erstellte und beschriebene Graphik. Diese ist zugleich die Visitenkarte des Tierarztes', ist Stéphane Montavon überzeugt.
Quelle: http://www.pferdewoche.ch/D/ |
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