Hufgesänge (lang)

[Heidi]

Wir wurden immer unzufriedener mit unserem Schmied, doch die sind bei uns alle völlig ausgebucht und haben wenig Geduld mit einem schwierigen Tier. Wenn Moni dran war waren alle Nervenstränge überdehnt und schlimmstenfalls die Beine mit einem blauen U gezeichnet. Sie erfand 2 Jahre lang ständig neue Methoden um den Typen irgendwie los zu werden.
Samstag hatte ich nun einen Barhufpfleger kommen lassen, der am Telefon bereits einen sehr guten Eindruck gemacht hatte. Als er sich im Round-Pen mit Moni bekannt machte redete er ruhig, streichelte sie vom Hals den Rücken zum Bauch hinab bis zu den Beinen und ließ sie das Werkzeug und sich selbst in aller Ruhe beschnuppern.
Er fragte nach ihrer Geschichte, ihrem Benehmen, was, wie oft wir reiten...Er ließ sie sich endlich mal vorführen, kein Schmied hier tut das. Er sagte wärend er arbeitete kein Wort und wenn er spürte das Moni den Huf wegziehen wollte begann er leise zu singen: "Beib schön stehen, sei schön lieb." Auch das Lob sang er oder er machte zwischendurch interessante Töne um Monis Aufmerksamkeit wieder aufsich zu lenken. Klar zickte Moni herum, legte aber nur einmal die Ohren an und zog den Hinterhuf nach hinten durch, aber das ganze Tier benahm sich anders und hörte immer wieder aufmerksam dem Singsang zu. Es gab kein lautes Wort, keinen Ellenbogenstupser, kein Rempeln - er ließ eher das Bein los. Sie durfte öfters mal eine Runde mit mir gehen und er brachte es fertig alle 4 Hufe auf dem von ihr so verhassten Bock von außen zurecht zu feilen. Der Bock war früher oft wie ein Stahlgeschoss herum geflogen.
Wir brauchten zwar über eine Stunde, aber sie hatte nicht ein einzigstes mal den Kopf hoch gerissen und die Augen verdreht = ihr Angstgesicht. Dann hörte ich zum erstenmal ein Urteil: Horn- und Strahlqualität 1a, Beine okay, sie läuft das Horn schön gleichmäßig ab, aber sie schleift die Hinterbeine etwas, ich solle versuchen sie so zu reiten, das sie hinten etwas höher kommt. Abends war ich noch mal 2 Stunden auf der Weide und sie machte nicht den üblichen Eindruck: für heute habe ich echt genug von Menschen. Sie war cool und interessiert, ging auch nicht so fühlig wie sonst. Am Sonntag ließ sie sogar ihren Müsli-Obst-Eimer erstmal stehen und raste um uns herum, kam dann zu uns, als wolle sie zeigen wie toll die neuen "Schuhe" sind. Sogar meinem Mann fiel der Unterschied der Hufsohle zu sonst auf.
Mich hat es so aufgebaut dieses Tier ohne großen Stress und ohne Angst zu erleben und sehe nun durchaus eine Chance für sie, ihre große Männer-/Schmiedeangst doch noch eines Tages zu überwinden.
Habt ihr auch so Erfahrungen gemacht mit euren Mulis?
Und hat einer einen Tip wie ich es anstellen soll, das sie hinten höher kommt?
danke und viele begeisterte Grüße

[ThreeOaksRanch]

Hallo Heidi,

freut mich ungemein, das Ihr endlich einen so geduldigen Hufpfleger gefunden habt.
Gute Hufschmiede sind leider eher selten und Hufortophäde kann man übers WE im Seminar werden.Leider
Ich bin mit unserem Hufschmied absolut zufrieden. Er hat die Ruhe weg, läßt sich Zeit und es gibt keine bösen Worte.

Hab da schon anderen zugesehen, da lief mir der Schauer über den Rücken. Da mußte ich dann gehen.

Mh wegen dem Hinten höher kommen. Dein Hufschmied meint bestimmt das sie die Hufe hinten ganz belastet und nicht so schlurft.

Ich laß Dakota immer versammelt gehen. dann setzt sie hinten besser unter und hebt die Beine besser.

Grüße Mona und die Fellnasen

[Heidi]

Samstag war es wieder soweit. Anfangs hat sie sich benommen wie ein Sauhund. Die hat allen erdenklichen Mist drauf. Erst nach einer viertel Stunde, als immer noch kein Fluch, kein lautes Wort kam stand sie auf einmal wie ein Lamm.(Mistvieh)
Kann nur jeder froh sein, der nicht einen solchen dominanten Austester und Revolutzer zuhause hat. Ich hab 5 Euro Gefahrenzulage draufgelegt, hauptsache er traut sich wieder zu kommen.
Mit dem Schleifen der hinteren Zehen ist es besser geworden.
grüße

[Heidi]

Nun war er zum dritten Mal da - nachdem meine Dicke einen Führstrick gekillt hat und wieder bischen rum gesponnen hat, hat sie doch tatsächlich mit dem Kerl geschmust!
Sie legte ihm den Kopf auf den Arm und schloss die Augen. Die schmust mit einem MANN !
Ich fiel fast vom Glauben ab.
Aber ich sage ja immer wieder: mit Geduld und Samthandschuhen erreicht man bei ihr alles.

[Ginny]

dein bericht macht mir ja mut.
meine kleine hat vor drei wochen beschlossen, dass unser hufschmied inakzeptabel ist - obwohl sie nie schlechte erfahrungen gemacht hat.
als er die wiese betrat gebärdete sie sich wie wild, versuchte zu steigen und sich loszureissen. er durfte sie nicht anfassen. letztendlich hat sie sich dann doch die hufe machen lassen - war aber die ganze zeit auf der hut. so habe ich sie noch nie(!) erlebt - sie ist sonst mit jedem gut-freund.
da ich eh nicht 100ig mit ihm zufrieden war, habe ich mich jetzt nach jemand anderes umgeguckt.

[Heidi]

Happyend: Werde nun wohl nicht weiter berichten, denn was Moni nun noch mal zappelt ist durchaus normal. Für alle beteiligten läuft es stressfrei ab,
nachdem sie den neuen Schmied ja ausgiebig getestet hat und erkannt hat, das der nicht aus der Ruhe zu bringen ist.
Der Mann ist ein Griff in den Goldtopf gewesen!
viele Grüße

[Ginny]

mir ist es ebenso ergangen. die kleine hat ihn für gut befunden und war super brav

[Beate]

Habe hier NEWS zu diesem Thema:

In der Ausgabe 12/2004 der Zeitschrift "freizeit im sattel" ist in dem Bericht "Sicher auf drei Beinen...." einiges über Heidi und ihr Maultier beschrieben. Auch ein Foto ist dabei.
Viel Spaß beim Lesen!
Gruß
Beate