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Maultiere und fremde Menschen   

 
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Beate
Betreiberin des Forums




Anmeldungsdatum: 26.02.2004
Beiträge: 4375
Wohnort: Raum Heidelberg
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BeitragVerfasst am: 04.09.2006, 09:18    Titel:   Antworten mit Zitat

Hallo Ihr,
mich würden mal Eure Erfahrungen zu o.g. Thema interessieren.
Ich habe die Feststellung gemacht, daß Maultiere auf fremde Personen durchweg anders reagieren als das "durchschnittliche Pferd".
Bei meinen eigenen Mulis pendelt dies bei der ersten Begegnung zwischen Scheu, Distanz, Abneigung (= Sancho), Ignoranz, Neugier (= Elco) und anfänglicher Scheu, späterer Aufdringlichkeit bis zum Wegjagen (= Naomi).
Ich versuche immer wieder, meine Tier mit fremden Personen zu konfrontieren - vor allem Sancho. Mein Ziel wäre es, daß er sich von einem Fremden genauso händeln ließe wie von mir - was ich für ihn nur als Vorteil sehen würde. Aber ich weiß nicht, ob mein (sein, unser) Leben lang genug ist, um ihm dies zu verdeutlichen.
Wie verhalten sich Eure Mulis, und wie geht Ihr eventuelle Probleme diesbezüglich an?
Gruß
Beate

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Caprivi
Administrator


Alter: 65

Anmeldungsdatum: 11.10.2004
Beiträge: 2171
Wohnort: Fockbek in Schleswig-Holstein
Entfernung: 0 km
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BeitragVerfasst am: 04.09.2006, 20:32    Titel:   Antworten mit Zitat

Hallo Beate,
gerade heute hatten wir Besuch von einer jungen Frau die durch Demos auf PNH aufmerksam wurde und nun auf der Suche nach Unterstützung ist.
Wir haben ihr die Prinzipien erläutert und unsere Umsetzung an Cuddel, Matze und Rafaela gezeigt. Im Laufe des Gesprächs spielte ich mit Rafaela und dann zog ich mich etwas zurück um ihr die Gelegenheit zu geben Rafaela zu streicheln. Dies tat sie auch mit dem Kontaktstock und dem Seilchen.
Rafaela blieb dabei ganz ruhig, was ich aber auuch auf meine Anwesenheit zurück führe. Rafaela behielt den Blickkontakt zu mir und war entspannt. Dann Musst Rafaela auf die Koppel gebracht werden.
Mit meinen Hinweisen führte sie Rafaela und diese reagierte auf ihre Tempoänderungen wie bei mir.

Auch ich freue mich über den Vertrauenszuwachs bei Rafaela.

Gruß

Holger
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Heidrun
Erfahrener Benutzer


Alter: 54

Anmeldungsdatum: 09.10.2004
Beiträge: 119
Wohnort: Bühl
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BeitragVerfasst am: 05.09.2006, 13:50    Titel:   Antworten mit Zitat

Hi,

ich habe mit meinen beiden Mulis zwei ganz unterschiedliche Verhaltensweisen:

Ronda May aus Spanien ist fremden Menschen absolut vertrauensfeinlich und sehr skeptisch, wenn ich dabei bin ist aber trotzdem alles o.k. Wenn ich mich aber entferne ist es Fremden unmöglich ein Halfter anzulegen oder geschweige denn die Hufe auszukratzen. Sie wird dann recht garstig. Ich bin bei ihr die absolute Vertrauensperson. Bin ich dabei ist sie (eines) der besten Mulis auf der Welt.

Bei Tira ist es das Gegenteil, jeder kann mit ihr umgehen, sie pflegen, satteln und vom Hof reiten. Sie ist absolut freundlich und kann mit jedem, egal ob Kind, Mann oder Frau.

Tira hat im Gegensatz zur Ronda may noch nie schlechte Erfahrungen mit dem Menschen gemacht, sie ist noch nie schlecht behandelt worden, noch nie wurden ihr Schmerzen zugefügt.
Beide sind das absolute Gegenteil was das Verhalten mit Menschen angeht.

lg Heidrun
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Beate
Betreiberin des Forums




Anmeldungsdatum: 26.02.2004
Beiträge: 4375
Wohnort: Raum Heidelberg
Entfernung: 0 km
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BeitragVerfasst am: 06.09.2006, 13:31    Titel:   Antworten mit Zitat

Hi Ihr,
Heidrun spricht hier etwas an, um das ich mir auch schon oft Gedanken gemacht habe: Ist es tatsächlich so, daß Maultiere aus dem Ausland (hier aus Spanien) tatsächlich "so sind, wie sie sind" durch ihre vermutlich schlechten Erfahrungen mit Menschen??
Ich denke, das mag im Einzelfall schon so sein. Aber ich habe mir die Meinung gebildet, daß es nicht grundsätzlich DARAN liegt, wenn ein Tier aus dem Ausland scheu dem Menschen gegenüber ist. Als Gegenbeispiel hätte ich unseren Elco, der aus Spanien stammt und dort sicherlich kein schönes Leben hatte. Er lief 2 Jahre als Muli-Taxi in der Großstadt vor der Kutsche und ist deswegen gesundheitlich schon recht "abgearbeitet". Davon zeugen tief eingewachsene Hobble-Narben an den Fesseln, Druckstellen vom Fahrgeschirr am Bauch und der Kruppe. Trotzdem hat er das Vertrauen zum Menschen nie verloren. Manchmal interessieren ihn fremde Personen nicht, aber Scheu hat er überhaupt keine vor ihnen. Im Gegenzug dazu Sancho, der im zarten Alter von 2 Jahren nach Deutschland kam - sicher auch schon Erfahrungen mit Menschen gesammelt hatte - aber bis heute mißtrauisch, ängstlich - ja teilweise sogar panisch auf Fremde reagiert. Oder noch ein Beispiel: Ein Muli, das 2 Jahre bei uns lebte, von mir ausgebildet wurde, vorher 5 Jahre auf einer Weide lebte mit kaum Kontakt zum Menschen. Dieses Muli hat "sanchoähnliche Züge" - und hat garantiert keine schlechten Erfahrungen mit Menschen gemacht.
Ich denke, es ist eher die grundlegende Skepsis und Vorsicht des Maultieres, die es häufig so reagieren läßt. Der übergroße Selbsterhaltungstrieb läßt sie oft vermuten, daß ihnen ganz normale Dinge "an Leib und Leben" gehen. Von daher fallen ihre Reaktionen wesentlich größer aus als bei vergleichbaren Pferden. Wie hatte ich kürzlich gelesen: "Maultiere sind wie Pferde, nur mehr!" :blush:
Gruß
Beate

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Minito
Neuer Benutzer




Anmeldungsdatum: 23.07.2006
Beiträge: 16
Wohnort: 84137 Vilsbiburg
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BeitragVerfasst am: 06.09.2006, 18:05    Titel:   Antworten mit Zitat

Auch wenn's hier um Mulis geht, aber bei Asino ist es ziemlich das selbe, wie bei deinem Sancho, Beate.
Ich weiß allerdings überhaupt nichts über seine ersten 4 Lebensjahre. Als das erste Mal der TA kam, hat er nur total panisch und wirklich aggressiv reagiert ... so kannte ich ihn noch gar nicht. Er hat gar nicht mehr gedacht, sondern nur noch in alle Richtungen geschlagen und gebissen. Bei den nächsten männlichen Besuchern verhielt er sich ähnlich. Bei weiblichen Besuchern hingegen war er scheu, aber interessiert. Sobald er sich dann aber sicher fühlte, wollte er gleich mal dominant werden.
Mittlerweile sind ihm fremde Männer nicht mehr sooo suspekt, dass er aggressiv auf sie reagieren würde, aber Männer müssen sich sein Vertrauen erst voll erarbeiten, während bei fremden Frauen eine Art "Grundvertrauen" vorhanden ist. Solange ich aber dabei bin, ist er bei beiden "Gruppen" sehr handsam.
Wenn er allein ist mit Fremden, will er zuerst mal gleich die Rangordnung klären und das ist für viele natürlich ungewohnt.
Insgesamt kann ich sagen, dass er sich bei Fremden (bzw. eigentlich fast allen Personen außer mir) mit einer bestimmten Vorsicht bewegt, solange, bis er die Person gut einschätzen kann. Dann will er aber gleich seine Grenzen austesten.

Liebe Grüße,
Brigitte
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Caprivi
Administrator


Alter: 65

Anmeldungsdatum: 11.10.2004
Beiträge: 2171
Wohnort: Fockbek in Schleswig-Holstein
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BeitragVerfasst am: 06.09.2006, 18:27    Titel:   Antworten mit Zitat

Ich teile deine Ansicht Beate. Wesentlich für ihr Verhalten dürfte eine genetische Veranlagung sein. Diese ist aber bei den Mulis wohl sehr vielfälltig, da es ja keine Zuchtlinien gibt und somit immer neue Charaktere dazu kommen. Das weitere dürfte die Ausprägung des eseligen sein, die ja auch im Gebäude wie im Charakter variiert.
Das alles wird dann noch durch den Umgang beeinflusst und kann dann zu extremen Verhaltensweisen führen.

Daher halte ich es im Umgang mit den Tieren für so wichtig, ihnen individuell zu begegnen und entsprechend mit ihnen umzugehen. Das gilt für alle Equiden gleichermaßen, nur ist das Pferd leichter zu gewinnen und es lässt mehr Fehler zu. Mulis und Esel wollen und müssen überzeugt werden.

Mulis müssen so behandelt werden wie man Pferde behandeln sollte
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chamistro
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Anmeldungsdatum: 23.01.2006
Beiträge: 57
Wohnort: Kiel
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BeitragVerfasst am: 07.09.2006, 16:51    Titel:   Antworten mit Zitat

Es könnte ja ein Tierarzt sein, der mich quält!
So oder so ähnlich reagiert Strolch und auch mein Pferd Mika auf fremde Menschen. Es werden ein wenig die Nüstern gebläht und die Ohren auf halbacht gestellt.
Gerade gestern gruselte sich das Muli mal wieder... ein Einsteller aus unserem Stall ging einfach auf seinen Rücken zu und schaute sich den neuen Sattel an, oh je, der spritzt mir bestimmt irgendetwas oder so, dem traue ich gar nicht!
Wenn ich dann jedoch locker lache, weiß er sofort Bescheid, ist wohl doch nicht so schlimm.
Alleine war er bis jetzt erst einmal mit einer fremden Person, war artig, aber sehr skeptisch und schüchtern... ha... so frech wie er sonst ist tut ihm das mal ganz gut!

Gruß
Martina
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Susanne
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Anmeldungsdatum: 20.10.2005
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BeitragVerfasst am: 11.09.2006, 14:46    Titel:   Antworten mit Zitat

Hallo Ihr,

ich habe nur Erfahrung als Mensch mit fremden Mulis, wie jetzt bei unserer Trekkingtour. Alle Tiere, die keine traumatische Vergangenheit hatten, reagierten ähnlich wie Pferde, freundlich, neugierig und noch etwas reserviert. Sie fanden es aber durchaus angenehm gekrault zu werden und ließen sich auch händeln (Halfter aufziehen, vom Padock holen, Putzen, Hufe auskratzen, Satteln). Allerdings brauchte alles etwas mehr Zeit und Geduld, so hat Gaya (Freibergermuli von Stefan Schweizer) beim Hufeauskratzen immer eine Weile Nachdenkzeit gebraucht, vor sie mir den Huf gab. Beim Führen wurde der Mensch auch ausgetestet - lässt sich der wegdrängeln, wenn da ein leckeres Grasbüschel wächst; und das Zusammenspiel auf Signale ist natürlich nicht so fein, wie bei einem bekannten Tier. Nach 2 Tagen gemeinsamen Wanderns wurden wir schon mit einem "Wiehern" begrüßt, wenn wir zum Padock kamen, d.h. wir waren wohl als Mitglied unserer "kleinen Herde" akzeptiert.

Grüße Susanne
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miraculix
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BeitragVerfasst am: 11.09.2006, 21:35    Titel:   Antworten mit Zitat

Meine Mira ist gegenüber fremden Menschen sehr offen, die könnten ja Futter haben... Sie testet sie jedoch gnadenlos, wenn sie etwas von ihr wollen. Von der Weide wegholen ist meistens ein Problem, da lässt sie sich gerne bitten. Mir kommt sie zwar selten entgegen, läuft aber ohne Halfter mit mir mit. Wenn ein Fremdling ihr "imponiert" (sprich weiss was er will), dann ist sie jedoch sehr bemüht. Wie hätten sie's denn gern, geschnitten oder am Stück? So in dieser Art...
Ich denke, dass die softe Variante von Imprinting, die wir mit ihr gemacht haben, erfolgreich war. Weil wir dies gemacht haben, konnte sie auch weniger gute Erlebnisse wie die Trekkingzeit, gut überwinden. Die positiven Eindrücke, die Mira von den Menschen in den ersten Lebensstunden bekommen hatten, prägten sie.
Mira lässt sich auch von fremden Menschen gut händeln, was mir auch wichtig ist. Es ist aber ganz klar, dass ich "ihr Mensch" bin.

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Erwarte viel - freue dich über wenig - lobe oft
(Nuno Oliveira)
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