carol_kaye1 Erfahrener Benutzer
Alter: 43
Anmeldungsdatum: 01.01.2010 Beitrge: 751
Wohnort: Großraum Stuttgart Entfernung: 0 km
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Verfasst am: 03.08.2012, 06:13 Titel: Planwagen-Tour durch die Uckermark: Kaltblüter auf Autopilot |
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Schon immer Lust darauf gehabt den Urlaub als Selbstfahrer auf Tour mit einem Planwagen in der Uckermark zu verbringen? Und das Gute daran:
Zitat: |
"Keine Angst: Sie brauchen null Erfahrung mit Pferden", hatte Katrin van Zwoll, Chefin von Celine Native Caravan, am Telefon gesagt und so die letzten Bedenken zerstreut... |
http://www.spiegel.de/reise/deutsch....e-uckermark-a-847195.html
Ich bin unschlüssig ob ich schockiert oder beeindruckt sein soll. Tiere bleiben Tiere, auch wenn wir das in unserer schnellebigen Zeit so oft vergessen zu scheinen. Ich frage mich warum so viele Pferdehalter Jahr für Jahr überhaupt noch in eine kostspielige Fahrausbildung investieren... _________________ “Think for yourself. Question authority”. Timothy Leary |
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Killah Erfahrener Benutzer
Anmeldungsdatum: 20.05.2006 Beitrge: 665
Wohnort: Trier Entfernung: 0 km
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Verfasst am: 03.08.2012, 07:28 Titel: |
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Lustig auch, wenn man die Diskussionen liest, wie ein Pferd versicherungstechnisch korrekt von der Koppel an den Stall zu führen ist. Wie soll dass dann erst bei so einem gewerblichen Spassevent aussehen?
Ausserdem ist nicht nur die Fahrausbildung für Mensch und Tier kostspielig, sondern auch die ganze Ausrüstung.
Ich wurde mal gefragt, ob ich mit meinem Gespann eine Hochzeit fahren wolle, weil irgendeine andere Transportalternative kurzfristig ausgefallen war - es gäbe auch was "Kleines in die Futterkasse".
Ich war (bin immernoch) geschockt und fühlte mich samt meinen Tieren echt gekränkt.
Wenn ich allerdings lese, wie "easy" und "billig" sowas wohl ist, brauch ich mich nicht wundern. |
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Beate Betreiberin des Forums
Anmeldungsdatum: 26.02.2004 Beitrge: 4375
Wohnort: Raum Heidelberg Entfernung: 0 km
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Verfasst am: 03.08.2012, 10:15 Titel: |
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Na, da muss ich mich mal outen....
Ich habe mit meinem Mann und Hund vor runden 20 Jahren auch einen ähnlichen Urlaub gemacht. Das war damals in der Schweiz, in den Freibergen; eine Planwagentour mit einem Freiberger über mehrere Tage, gebucht über den Schweizer Automobilclub.
Wir gingen da auch sehr blauäugig dran. Ich war gerade frischgebackene (Erst-)Pferdebesitzerin geworden, und diese Art des Urlaubs war die einzige Möglichkeit, mit meinem Mann zusammen etwas mit Pferden zu machen.
Wir hatten eine bestimmte Mehrtages-Route gebucht. Im Angebot waren verschiedene Routen, die sich teilweise überschnitten haben.
Die lt. Ausschreibung angekündigte "Einführung" am 1. Tag beschränkte sich auf ca. 1 Stunde, in der der ganze Repertoir vorgeführt wurde - vom Führen, Putzen, Hufeauskratze der Pferde, über das Anschirren und Bedienen von Pferd und Wagen. Anschliessend wurde sich jedem Gespann einzeln gewidmet (es starteten an diesem Tag verschiedene Gespanne auf verschiedene Routen) und es wurde sowohl Strecke, Übernachtungen, Rastmöglichkeiten, wie auch Eigenheiten des jeweiligen Pferdes, Versorgung von Druckstellen, usw. durchgenommen. Ca. 2 Stunden später sassen wir auf dem Bock, und das Abenteuer begann.
Unser Freiberger - Merlin - war wirklich ein Gemütstier, das nichts aus der Ruhe brachte. Auf ihn konnten wir uns wirklich verlassen. Allerdings zog er absolut sein eigenes Ding durch, und es war für uns extrem schwierig, ihm zu sagen, dass er jetzt NICHT die Abkürzung zur nächsten Station nehmen soll, sondern der vorgezeichneten Route nach. Teilweise hatten wir starke Anstiege und auch Gefälle zu überwinden. Bei den Anstiegen hatten wir Anweisung, den Wagen zu verlassen (wir sind sowieso mehr mitgelaufen als gefahren; lediglich unser alter Hund genoss den uneingeschränkten Luxus im Planwagen). Merlin, als alter Hase, teilte sich ganz eigenständig seine Kräfte am Anstieg ein. Wenn er meinte, er müsse gerade an dieser Stelle nun anhalten und verschnaufen, so tat er dies. Egal, ob wir nun diese Stelle passend oder unpassend für eine kurze Rast empfanden. Oft nutzten wir dann die Gelegenheit, um schnell was am hinteren Ende des Planwagens zu trinken (es war der heisseste Sommer seit Jahren - selbst in den Freibergen tagsüber um 37°). Kaum hatten wir unsere Becher gefüllt und wollten trinken, beschloss Merlin, dass er nun genug verschnauft hatte, und zog weiter. Anfangs versuchten wir, ihn von seinem eigenständigen Rhythmus abzubringen, was wir aber schnell aufgaben und ihm wirklich die Führung überliessen, denn er hatte die Erfahrung, wir nicht.
Trotz absoluter Ahnungslosigkeit in Sachen Fahren haben wir uns wirklich immer bemüht, alles genau nach Anweisung und nach bestem Wissen und Gewissen zu machen. Unsere Route wurde immer mal von anderen Planwagen-Gespannen gekreuzt, bzw. ging man mal ein Stück Strecke parallel. Und da haben wir so Einiges gesehen... . Das ging vom vollbesetzten Planwagen mit lauter Musik und Gegröhle, den ein klatschnass geschwitztes Pferd den Berg hoch zog, über einen Planwagen auf der Ebene, der uns mit zugezogener und qualmender Handbremse entgegenkam; da hatte die Besatzung nach dem Gefälle vergessen, die Bremse wieder zu lösen... .
Alles in Allem war es eigentlich ein supertoller, erlebnisreicher Urlaub. Aber wir haben uns damals schon vorgenommen, dass wir sowas nie wieder tun werden, und solche Unternehmungen nicht mehr unterstützen werden - nach dem, was wir dort alles gesehen haben.
Ich schau mal, ob ich noch alte Fotos auskramen kann. _________________ Schwimm' gegen den Strom; denn nur an der Quelle kannst Du den Lauf des Flusses verändern! |
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