Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Beate Betreiberin des Forums
Anmeldungsdatum: 26.02.2004 Beiträge: 4375
Wohnort: Raum Heidelberg Entfernung: 0 km
|
Verfasst am: 02.07.2006, 20:56 Titel: |
|
|
Hallo,
im Moment befasse ich mich sehr intensiv mit dem Thema "reiterliche Versammlung".
Ich denke, es ist allgemein bekannt, daß die Versammlung dazu dient, es dem Pferd zu ermöglichen, sich selbst und den Reiter zu tragen, ohne auf Dauer Schaden zu nehmen (so sollte es zumindest sein). Nun sind Maultiere in dieser Hinsicht nicht sonderlich kooperativ, und die meisten Maultier-Besitzer eher Freizeitreiter mit Feld-, Wald- und Wiesenambitionen. Auch sind die Definitionen der Versammlung beim Englisch- bzw. Klassik-Reiter anders als beim Westernreiter.
Nun würde mich interessieren, ob Ihr mit Euren Tieren auf eine Versammlung hin arbeitet, ob Ihr da evtl. Erfolge erzielen konntet, ob Ihr Euch daran gerade die Zähne ausbeißt, oder ob Euch dieser Aspekt egal ist.
Bin sehr gespannt.
Gruß
Beate _________________ Schwimm' gegen den Strom; denn nur an der Quelle kannst Du den Lauf des Flusses verändern! |
|
Nach oben |
|
|
miraculix Erfahrener Benutzer
Geschlecht: Anmeldungsdatum: 02.09.2004 Beiträge: 446
Wohnort: Schweiz Entfernung: 0 km
|
Verfasst am: 03.07.2006, 14:28 Titel: |
|
|
Für mich auch ein Thema... eines, das sehr viele Aspekte mit sich bringt.
Meiner Meinung nach ist es noch wichtig, zwischen dem Gebrauchsreiten und dem Reiten als Kunstform zu unterscheiden. Gebrauchsreiten in guter Selbsthaltung (der Cowboy, der in der Prärie seine Rinder zusammensucht; der Distanzreiter, der 120 km reitet) und Kunstreiten in Versammlung (Barocke Reiterei, Dressurreiten).
Mich reizt es schon, einmal mit meiner Mira die Finessen des Reitens zu entdecken. Ich arbeite mit ihr auch daraufhin. Wir sind immer noch an den Grundlagen... Ich denke, da kann ich sie mit gutem Gewissen am losen Zügel reiten. Sie trägt sich recht gut selber und düst nicht mit Hirschhals und durchgedrücktem Rücken durch die Gegend - ausser sie ist "pampig" (wie ihr das so schön nennt ) oder sie hat eine andere Idee als ich.
Bin auch auf weitere Beiträge gespannt!
lg Isa _________________ Erwarte viel - freue dich über wenig - lobe oft
(Nuno Oliveira) |
|
Nach oben |
|
|
chamistro Benutzer
Anmeldungsdatum: 23.01.2006 Beiträge: 57
Wohnort: Kiel
|
Verfasst am: 03.07.2006, 15:04 Titel: |
|
|
Hallo Beate,
ich denke Versammlung hängt sehr viel auch mit dem Körperbau eines Mulis/Pferdes zusammen.
Mein Charly steht in der Hinterhand sehr steil, hat einen kurzen strammen Rücken, einen massigen Hals und ganz enge Ganaschen. Es kostete viel Arbeit ihn in den Ansatz einer Versammlung zu bringen. Das habe ich über Seitengänge... Travers und Renvers erarbeitet, damit das jeweilige Hinterbein vermehrt untertritt und er so lernt Gewicht aufzunehmen. Bei einem solchen Hals muß man nämlich höllisch aufpassen, Hals und Genick müssen immer leicht bleiben. Er mußte lernen, sich selbst zu tragen, denn wenn Hals und Genick steif sind bei einem Norweger... oh je oh je!
Mika ist vom Körperbau her komplett anders, super gewinkelte Hinterhand, Rücken in guter Länge, allerdins etwas schwach... schön angesetzter Hals, gute Ganaschenfreiheit. Leider hat er in den Hinterbeinen als Jungpferd eine Krongelenk-Subluxation gehabt, also sehr schwache Bänder... da muß ich ganz doll aufpassen. Er wird western geritten und ich habe mir die Versammlung durch viele Übergänge und Arbeit an der Hand... Halten - Rückwärts - wieder Antreten... Halbe Tritte bis hin zur Piaffe erarbeitet.
Vor all dem steht natürlich an erster Stelle ein taktmäßig und losgelassenes Tier, daß locker den Rücken aufwölbt und schwingt. Das ist die Grundlage aller weiteren Arbeit.
Nun zum Muli :-)
Mein Muli ist etwas über 3 Jahre alt, da ist reiterlich natürlich lange noch nicht an Versammlung zu denken, jedoch longiere ich ihn schon kurz 1-2 x pro Woche und setze mich 1 x in der Woche für einige Minuten auf seinen Rücken. Nicht um schon großartig zu reiten, sondern um ihm schon mal eine Idee zu geben, daß da was auf seinem Rücken passiert.
An der Longe lasse ich ihn erstmal etwas locker laufen, bevor ich auch schon verlange, daß er ein wenig das innere Hinterbein untersetzt, indem ich es im Moment des Abfußens mit der Gerte/Peitsche touchiere. Da er das Köpfchen an der Longe schön fallen läßt ist das Untertreten dann auch schon möglich. Ich binde ihn nicht aus! Dann longiere ich ganze Bahn geradeaus und nach 15-20 Metern lasse ich ihn in eine Volte/kleinen Kreis laufen, dabei lernt er sich selbst etwas aufzunehmen,im Moment des Abbiegens kann das innere Hinterbein auch noch treibend unterstützt werden.
An der Hand lasse ich ihn schon etwas übertreten, das gibt ihm eine Idee, daß man auch zwei Hinterbeine hat. Ich werde daraus später auf dem Hufschlag das Schulterherein/Kruppeherein entwickeln, dafür muß er sich aber dann schon etwas mehr versammeln können und mehr Kraft in den Hinterbeinen (Hanken) haben.
Last but not least hat er schon wunderbar gelernt and der Hand und Longe aus dem Schritt und Trab zu stoppen, mit schön untergesetzter Hinterhand. Da habe ich aber wenig Anteil dran, das hat er von alleine angeboten :-)
Für die Zukunft werde ich versuchen eine Mischung aus den Ausbildungswegen von Charly und Mika zu bilden. Grundsätzlich soll das Muli später unter dem Westernsattel laufen und auch so ausgebildet werden, aber soweit von einander entfernt sind klassische Dressur und Westernreiten für mich nicht. Alles soll möglichst harmonisch und leicht aussehen und sein! Auf leichteste Hilfen und durchlässig.
Der Körperbau von Strolch verrät mir, mit der Hinterhand wird es kaum Schwierigkeiten geben, sie ist schön gewinkelt. Der Hals ist tief angesetzt und sehr gerade ... ein Muli halt. Die Ganaschen werden so wie auch schon bei Charly ein Knackpunkt werden, aber er wird bei dieser Art der Ausbildung seine für ihn angenehme Kopfhaltung von ganz allein herausfinden.
Aufrichtung wird sich auch ergeben, je nach späterem Versammlungsgrad. An der vertikalen Haltung des Kopfes arbeite ich nur indem ich das Flexen übe, also das Nachgeben im Genick auf den angenommenen Zügel... sonst nichts. Lateral versuche ich natürlich mehr Einluß zu nehmen, ohne Stellung (Nachgeben am inneren Zügel) keine Biegung und ohne Längsbiegung keine versammelnde Arbeit.
Ob und wie das Muli meine Vorstellungen so mitmacht weiß ich ja noch nicht, aber Versuch macht klug und mit meinem schon relativ "schwieriger" Charly habe ich ja auch einen Weg gefunden ... das wäre doch toll, ein Hohe Schule Muli :-)
Gruß
Martina |
|
Nach oben |
|
|
Nicole Erfahrener Benutzer
Anmeldungsdatum: 26.02.2004 Beiträge: 340
Wohnort: Schleswig-Holstein Entfernung: 0 km
|
Verfasst am: 03.07.2006, 21:23 Titel: |
|
|
Bei meinen Maultieren sehe ich das mit der Versammlung ein wenig Schizophren
Mir ist in aller ersten Linie wichtig, daß meine Tiere in einer guten Selbsthaltung laufen. Da besonders Tönnchen sehr schön unterm Sattel läuft ist das schon mal ein guter Ansatz. Er hat einen tief angesetzten Hals, typischen Mulikopf (wenig Ganaschenfreiheit) und Daher läuft er von Haus aus in einer sehr guten Selbsthaltung. Allerdings muß ich sehr darauf achten, daß er genügend Rückenmuskulatur aufbaut. Sein Rücken ist sehr flexibel und je nach Jahreszeit (Sommer viel Reiten/ Winter fast gar nicht) hängt sein Rücken, bzw. ist er gerade. Da ich nun sehr viel reite muß sein Rücken immer Tip Top in Ordnung sein. Daher lasse ich den Herren schon mal durchs Genick gehen. Allerdings zerre ich ihn nicht in die Senkrechte, sondern spiele ihn runter. Tönnchen zeigt mehr sehr schön an ob er *heute* dazu in der Lage ist oder nicht. Zusätzlich zeigt er mir auch an, wenn er genug durchs Genick gegangen ist. Ich lasse mich darauf ein und so habe ich ein zufriedenes mitarbeitendes Muli ;-) Des Weiteren versuche ich durch reiten von Übergänge in dazu zu bringen, seine Hinterhand aktiver einzusetzen. Besonders Spaß macht unser *Muli-Rollback* ;-) Frei nach dem Motto: Mal klappt es, mal nicht Besonders aus dem Rückwärts heraus in den Galopp zu gehen macht nicht nur Spaß (ihm wie mir), sondern er verschwindet förmlich unter mir. Bei der Übung ist seine Hinterhand ganz klar der aktivste Teil… bei mir ist es der rechte Arm/ Hand…. Weil ich mich so im Horn festkrallen muß
Bei Walter sieht die Sache etwas anders aus. Walterchen wird von mir gern auch als *Bügelbrett* betitelt. Es fällt ihm einfach unsagbar schwer sich zu biegen. Manchmal klappt es aus der Wendung heraus, daß er den Kopf senkt und sich dabei leicht biegt….seeeeehr leicht. Da ich ihn Gebißlos reite ist es daher umso schwerer mit ihm vernünftig zu arbeiten. So richtig ist mir einfach noch nichts eingefallen. Allerdings ist er unglaublich gut in den Übergängen. Schritt-Galopp-Schritt für Walter eine der leichtesten Übungen. Ansonsten ist er sehr artig was das Übergänge reiten angeht, daher habe ich zumindest hier die Möglichkeit mehr mit der Hinterhand zu arbeiten. Ansonsten bekomme ich ihn ja nicht dazu vernünftig unter zu treten
Gruß Nicole |
|
Nach oben |
|
|
|