Herbie Neuer Benutzer
Alter: 79 Geschlecht: Anmeldungsdatum: 26.12.2014 Beiträge: 3
Wohnort: Freiburg
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Verfasst am: 07.10.2016, 23:52 Titel: Maultierkauf - wo? |
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Diese Frage bewegte mich lange. Zuerst suchte ich in den deutschsprachigen Ländern. Nix geeignetes gefunden. Dann Frankreich - auch recht dünn. Danach Spanien - Muli ohne Ende, leider weit weg, ca. 95% im Süden. Viele elendig, nicht im Futterzustand, das ging noch, sondern im Verhalten. Ein Züchter hatte 2 wunderschöne Wallache, ich hätte beide gekauft, obwohl ich nur einen benötigte, doch bei der Annäherung an die zweijährigen brach Panik aus. Auch der Züchter hatte da Probleme. Warum? Er erzählte mir stolz, daß er beide - mit dem Küchenmesser - vor 4 Wochen selber kastriert habe. Das wars.
Vier mal war in bei den Iberern, bis ich mich entschließen konnte: zu einem 7-monatigen Absetzer, welcher >>>mit Familienanschluß<<< aufwachsen durfte. Auch mit Kindern. Deshalb läuft er nach nun einem Jahr bei mir noch immer an den Zaun, wenn Kinder vorbeikommen, nimmt die gerupften Grashälmchen dankend an und läßt sich sogar im Gesicht streicheln. Das darf ich noch nicht - Altlasten, welche er vom spanischen Opa mitbrachte. So viel auch nebenbei zu den Auswirkungen in der frühen Prägephase. Es ist kaum ein Unterschied bei ALLEN Tieren wie auch bei Menschen. Da Mütter i.d.R. ihre Kinder nicht vermurksen, kann ich nur zu einem Absetzer aus Spanien raten. Alles andere ist Lotterie, schlimmer, russisch Roulette. Das Verhalten des Spediteurs ist ein Kapitel für sich.
Nach meinen mittlerweile sehr guten Kenntnissen und Kontakten gibt es in Spanien pro Jahr max. 5 Muli, welchen ich bezüglich der Abstammung die Note 1 geben würde. Dann folgen etwa 30 mit Note 2. Der Rest unter >Finger weg< oder die Nadel im Heuhaufen suchen, welche es zweifellos gibt. Die Mama meines Flegels, der bald kein Mann mehr sein wird, ist eine PRE Escalera, der Papa ein andalusischer Riesenesel in Diensten des Militärs. So wenig als Auftakt zum Thema >Mulikauf< im Muli-Entwicklungsland Deutschland. |
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Mar de Rocas Neuer Benutzer
Alter: 52 Geschlecht: Anmeldungsdatum: 27.09.2015 Beiträge: 20
Wohnort: Valencia de Alcántara , Cáceres
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Verfasst am: 08.10.2016, 21:42 Titel: |
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Hallo Herbie,
Ich kann deine Erfahrungen nur teilweise bestätigen.
Ich lebe in der Extremadura und habe innerhalb des letzten Jahres drei eigene junge Mulis und eines für/mit einer Bekannten gekauft.
Das braucht Zeit, ständiges schauen auf dem Mulimarkt und zu wissen auf was man achten muss.
Was die Qualität betrifft, gibt es viele schöne, gezielt gezüchtete Tiere, in allen Größen und Kalibern, keineswegs Zufallsprodukte wie oft in D-Land.
Allerdings ist, denke ich, die Abstammung zweitrangig (für mich). Ich habe während meiner beruflichen Tätigkeit als Hufpflegerin/Tierheilpraktikerin zu viele Pferde mit ach so tollen Papieren gesehen, die die grottigsten Hufe und somit auch einen sehr geschädigten Bewegungsapparat hatten. Teure Tiere von renomierten Züchtern, bei denen ganze Abstammungslinien an Stuten die selben Fehlstellungen aufweisen, nur so viel zur Abstammung.
Wenn hier gute Mulis soooo spärlich gesäht wären wie du schreibst, hätte ich lauter "Nadeln im Heuhaufen" zu Hause.
Die Papiere sind völlig Wurst, das Ergebniss der Zucht UND die Aufzucht sind viel wichtiger.
Was den Umgang der Spanier mit ihren Tieren, nicht nur Equiden, betrifft, gehe ich völlig konform mit dir.
Ich kann dir sagen, was ich schon für Erziehungstipps von Spaniern bekommen habe, da stehen einem die Haare zu Berge. Diese Tipps kommen allerdings durchwegs von Leuten die ihren Lebensunterhalt mit dem Thema verdienen oder "Alten" die "das schon immer so gemacht" haben.
Sorry liebe Spanier, ich mag euch und liebe euer Land, sonst würde ich nicht bei euch leben, aber was Equidenerziehung betrifft leben viele noch in einem total anderem Zeitalter.
Mein Fazit nach vier Maultierkäufen hier ist : je weniger mit dem Tier gemacht ist desto besser, Familienanschluss unerwünscht.
Ich habe hier alle Abstufungen was das betrifft.
1. Pilares, geboren August 2011: Hatte 3 Monate Ausbildungsstall zum Einfahren. Er ist zum Glück kein Sensibelchen und kommt langsam über seine Angst vor Seilen, Bergen und sonstigen Hilfsmitteln hinweg. Das hier übliche ins Gesicht schlagen hat bei im als "Büffel" keine Eindruck/Schäden hinterlassen. Er lässt sich trotzdem anfassen und liebt es das Fell gekratzt zu bekommen (sehr hilfreich). Einreiten war völlig stressfrei ( sollte es immer sein ). Hufe geben hat er nicht schön gelernt, er denkt, er müsse die Hufe immer gleich hochreissen wenn man sie berührt, es ist wird aber besser.
Parda, geboren September 2011: Obersensibelchen, kam roh zu uns, kannte lediglich das Halfter und angebunden zu stehen. Mehr Ausbildung war nicht. Hatte aber auch keine Angst vor den Sachen die Pilares nicht mochte. Wurde anscheinen nicht schlecht behandelt (ausser das vermaledeite ins Gesicht hauen, was wohl nicht böse gemeint ist, allerdings trotzdem nicht förderlich für den späteren Umgang). Hufe geben war nach der Behandlung einer Wunde am Hinterbein duch die Vorbesitzer nicht möglich. Sie ließ sich auf einen fallen. Wir haben noch mal bei 0 angefangen.
Heute, ein Jahr später, mit viel Ruhe, Geduld, Lob, Fellkraulen und Leckerli (ja ich gebe Leckerli, kann die Sache sehr vereinfachen, besonders am Anfang eines Lernprozesses, kauen entspannt ), klappt alles. Hufe gibt sie sehr schön, sie geht überall mit mir hin, lässt sich überall anfassen und hat viel Spaß am lernen. Sie fragt schon wann wir auch endlich zusammen reiten, könnte man meinen.
3. Valentin, geboren Februar 2015. Kam vor 8 Wochen. Lebte bis dahin mit Mama, Papa, Tante, leider ohne anderes Fohlen, das war gestorben, auf zig hunderten von Hektar Weide. Kastriert im März 2016. Roh, nicht angefasst oder gehalftert bis zum Tag der Kastration und Monate danach, des Umzugs.
Probleme 0,0 ,ihn hat niemand irgenwie, also auch nicht schlecht, behandelt.
Kann jetzt alles was ein Absetzer seines Alters können sollte, Hufe, führen, anbinden....Angst ? Fremdwort für ihn.
Ãœber ihn muss ich mal wann anders noch was schreiben, denn so was ist mir noch nicht untergekommen.
Ich dachte das wird ja ein "Spass" werden mit so einem Wildling, aber denkste, alles viel problemloser als mit den anderen.
Mulis hier gibt es genug, man muss die richtigen nur finden.
Ein Haus z.B. kann/sollte man auch nicht bei einem Besuch kaufen. Da Zweifelt wohl keiner daran. Ein Muli zu kaufen ist ähnlich schwerwiegend, schließlich lebt man u.U. auch 30-40 Jahre zusammen. NUR ein Haus verkauft man halt wenn es nicht passt, ein Muli hat dann den Salat zu fressen, den wir ihm eingebrockt haben.
LG
Iris
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